„Die Frau, die schrie“ von David L. Ulin

Mit seinem außergewöhnlichen Noir „Die Frau, die schrie“ zeigt David L. Ulin, wie leicht man sich in Selbsttäuschung verliert und dabei böse die Finger verbrennt.
„Die Frau, die schrie“ ist unser Krimitipp der Woche
Manchmal möchte man einfach nur schreien: vor Schmerz, vor Angst, vor Wut, vor Frust, vor Lust. Wie die Frau von gegenüber in der Bungalow-Anlage in L.A. Der namenlose Ich-Erzähler hört sie nächtens und bekommt kurz darauf Besuch von dieser Corrina, die auf einen Bourbon zu ihm rüberstiefelt. Bald rückt sie damit raus, dass ihr Vater gestorben ist und Stiefmutter Sylvia nicht mit dem Erbe rausrückt. Ob er für ein paar Scheine nicht mal bei Sylvia nachhaken möchte. Da für den Alleinstehenden in diesem schwülen Sommer sonst nichts den Tag bestimmt, fährt er zu ihr. Sylvia wiederum warnt vor der labilen Corrina, die ihn angeblich in ein intrigantes Spiel hineinzuziehen versucht. Welcher Femme fatale ist hier zu glauben?
Corrina erwartet ihn nur mit Stiefeletten bekleidet im Bett, pikante Fotos werden entdeckt, auf denen Herrin Sylvia die Peitsche gegen Corrinas Vater schwingt, der geknebelt und ans Bett gefesselt ist. Eine Kehle wird zugedrückt, die Schaufel in den Kofferraum gelegt und ein Feuer entfacht. Doch was ist Fantasie, was Realität? David L. Ulin führt den Erzähler von „Die Frau, die schrie“ in einen fiebrigen Tagtraum, durch den seine Urteilskraft und Wahrnehmung getrübt wird. Ulins außergewöhnlicher Noir zeigt, wie leicht man sich in Selbsttäuschung verliert und dabei böse die Finger verbrennt. Also Vorsicht, wenn nebenan mal wieder eine Frau schreit …
Mit „Die Frau, die schrie“ hat es David L. Ulin auf unsere Liste der besten Krimis im März 2025 geschafft.