Die kulturnews-Hotlist: Diese Artists starten 2026 durch
Hier habt ihrs zuerst gehört: Diesen Artists prophezeien wir einen senkrechten Start im Jahr 2026 und eine große Zukunft in der Musikwelt.
Erin LeCount
Erin LeCount aus Essex taucht auf wie eine moderne Mythengestalt. Bekannt für ihre engelsgleichen Outfits, erschafft sie allein in ihrem Schlafzimmer einzigartigen Alternative Pop, der den unverkennbaren Schmerz, die Träume und die Wahrheit einer 22-Jährigen trägt. Selbstproduzierte Beats zeichnen ihrer inneren Landschaft, jede Melodie und jeder Effekt ist ein Ausdruck ihrer Emotionen. Erin verbindet Dunkelheit und Licht in einem atmosphärischen, emotional geladenen Sound, der an Ethel Cain, Lorde und Florence + The Machine erinnert. Ihre EP „I am digital, I am divine“ offenbart Neugier, Tiefe und Kreativität, der Song „Godspeed“ ihr massives Potenzial. Wenn die junge Britin so experimentierfreudig bleibt, könnte sie die Poplandschaft richtig verzaubern.
Nils Keppel
NNDW wurde spätestens durch die Content Creator der Majorlabels zerstört, aber Nils Keppel pendelt ja auch zwischen Darkpop, Postpunk und Shoegaze. Der 23-Jährige mit Wohnsitz in Leipzig ist bei meinen zehn Lieblingsliedern aus 2025 mit gleich zwei Songs dabei. Sein Wave-Ohrwurm „Fremder Traum“ sei hier nur kurz erwähnt, wir hören in die deutlich ruppigere Hymne „Keine Zukunft“ rein: „Geh aus der Tür und es schreit/Es schreit/Keine Zukunft, Keine Zukunft/Sind plötzlich unendlich frei“. Die Pandemie-Jugend tanzt am Abgrund, und selbst Bowie-Referenzen gehen bei Keppel klar: „Uns jagen Panik und Medication/Man hat uns mal gesagt, wir wären Helden für einen Tag“. Das Debütalbum „Super Sonic Youth“ kommt am 13. Februar, auf Tour ist er im März.
Grenzkontrolle
Gegründet 2025 als Reaktion auf den rechten Vibe Shift, gilt die Kölner Postpunkband längst als absolute Hoffnung des Genres. Live wird auch mal der Auktionshammer ausgepackt und die eigene Seele versteigert oder aus dem Lyriknotizbuch vorgelesen. Was artifiziell wirkt, wird durch die Wucht von Sound und Text konterkariert. Wer Störgefühle mag, wird Grenzkontrolle lieben. Frontmann Don L. Gaspár Ali verhandelt Themen wie Klimakrise, Polizeigewalt, Aufschwung der AfD, Mietwucher, Nahost und den Abgrund der eigenen Existenz. Seine Texte sind radikal, von jedem Füllmaterial befreit, mobilisierend, aber nie plump. Und wenn die Band auf den absurden Weltraumbesuch vom superreichen Superstar Katy Perry mit dem Song „Katyperry!“ reagiert, ist das auch ziemlich komisch.
Baran Kok
2026 wird ganz sicher das Jahr des Baran Kok werden, bedenkt man, wie turbulent allein schon sein Jahr 2025 verlaufen ist. Co-Signs von Ikkimel, Domiziana oder dem splash! Festival zeigen das Standing, das der erste offen schwule kurdische Rapiers aus Berlin jetzt schon innehat – und erst im nächsten Jahr stehen die Headliner-Tour und vielleicht ja auch das Debütalbum von Kok an.
Ildikó
Schön, wenn man im Deutschrap nicht immer nur auf die Lyrics achten muss, sondern auch der Produktion was abgewinnen kann – so wie bei Ildikó. Mit gleich zwei EPs in diesem Jahr – „Mach Platz“ aus dem Mai und „Dropout“ aus dem Juli – hat die Wahl-Stuttgarterin ihren komplett eigenen Sound etabliert, geprägt von scheppernden, selbstproduzierten Hardcore-Beats, unerwarteten Country-Einlagen und motzigem Humor. Doch letztlich sind es natürlich trotzdem die direkten, persönlichen Texte, denen Ildikó ihren Durchbruch verdanken wird. Vor allem bei dem feministischen Hit „Guck mich nich an“, der auf Spotify fast eine Million Streams hat und kurz und bündig männliche Gaffer abserviert: „Ich trau mich eh nichts zu sagen, weil es ja nur ein Blick war/Ich fühl mich nicht gesehen, und du fühlst dich weiter sicher/Wichser!“
Adéla
Von Bratislava nach L.A.: Die slowakische Künstlerin Adéla will Popstar werden und bringt dafür alles mit. Provokative Attitüde, eine klare künstlerische Vision, starkes Gesangstalent und ein Ballett-Background, der ihre Performances auf ein neues Level hebt. Ihre Debüt-EP „The Provocateur“ setzt mit Titel und Sound ein klares Statement: düsterer Pop mit maximalem Selbstbewusstsein und null Kompromissen. Bei der Netflix-Show „The Debut: Dream Academy“ verpasste sie zwar einen Platz in der Girlgroup Katseye, doch eines wurde schnell klar: Adéla ist eine Solo-Künstlerin. Seitdem geht sie ihren eigenen Weg, mit der Mission, Mädchen aus kleinen und konservativen Ländern zu zeigen, dass ihre Träume niemals zu groß sind.