„Die Nibelungen – Kampf der Königreiche“: Siegfried, das Kryptonit Burgunds
Siegfried von Xanten am Hof von Burgund: Das kann nicht gutgehen. Und tut es auch nicht. Die sechsteilige Fantasyserie „Die Nibelungen – Kampf der Königreiche“ frei nach der Nibelungensage und Wolfang Hohlbeins Roman „Hagen von Tronje“, startet mit Starensemble bei RTL+
Vorneweg gleich zum Unterschid zwischen dem Kinofilm „Hagen – Im Tal der Nibelungen“ und der doppelt so langen Serie „Die Nibelungen – Kampf der Königreiche“: Die Serie – sie kann bei RTL+ gestreamt werden – ist viel ausführlicher sowohl bei der Zeichnung der Charktere, die im Zentrum der Handlung stehen, als auch beim Aufzeigen der Intrigen, die von der römischen Besatzungsmacht in unterschiedlicher Konstellation gegen das Kölnigreich Burgund mit Sitz in Worms gesponnen werden. Auch die Abhängigkeit aller Volksstämme von den „Alten Wesen“ wird deutlicher herausgearbeitet. In der Summe ist die Serie „Die Nibelungen – Kampf der Königreiche“ eine düstere Geschichte über Macht, Verrat, Leidenschaft und Rache, die ohne wirklich positive Helden auskommen muss, denn allesamt sind sie unglückliche Getriebene, die zwischen noch relativ jungem Christentum und dem altem Glauben ihrer Vorfahren entweder längst ihre Traumata mit sich tragen oder einer unglücklichen Zukunft entgegengehen. Die Serie ist eine Verfilmung des Romans „Hagen von Tronje“ von Wolfgang Hohlbein, von dem auch die Romanvorlage zur Fantasyserie „Der Greif“ stammt.

Aus dem Off erzählt die Königstochter Kriemhild (Lilja van der Zwaag, „Oh Hell“), bereits vom Ende dieser Geschichte und sagt ihre Entfremdung vom Königshaus Burgund voher. Gegen Ende der Serie wird sie gebrochen, voller Trauer, aber mit gehörigem Willen zur Rache auch das Schlusswort sprechen. So ist die Tochter Dankrats (Jörg Hartmann) und Utes (Jördis Triebel) die Klammer der Serie „Die Nibelungen – Kampf der Königreiche“), die von den Machtkämpfen unterschiedlichster Volkstämme, wechselnden Koalitionen und vielen Intrigen vor allem durch die Besatzungsmacht der Römer handelt. Und fast immer – mit einer einzigen Ausnahme, dazu später – stehen Männer im Zentrum des Geschehens. Sie überfallen, töten, plündern und planen Verheiratungen zur Gründung neuer Allianzen.

Auch Kriemhild soll sich dieser Verpflichtung beugen, mehr als einmal sagt ihr Ute, ihre Mutter, dass ihr nichts anderes übrigbleibt. Die Regisseure Cyrill Boss und Philipp Stennert („Der Pass“) haben mit dieser Serie eine Geschichte verfilmt, die Fantasy sehr subkutan verwendendet. Während die Helden von Burgund durchaus Zeit in der großen Kirche verbringen und dort Hochzeiten zelebrieren – wir befinden uns irgendwann in der Zeit des Frühmittelalters –, prägen noch immer gottähnliche Wesen den Alltag, ob nun innerhalb der schüteznden Burgmauern oder in der Schlacht im Wald oder auf offenem Feld. Alte Wesen entscheiden oft über Sieg und Niederlage, über Leben und Tod.

Siegfried von Xanten (Jannis Niewöhner, „22 Bahnen“, „Stella. Ein Leben“ darf sich in der Rolle des unbesiegbaren Drachentöters austoben) akzeptiert keinen Befehl eines Königs und bringt nicht nur andere Kämpfer in Gefahr, sondern ganze Schlachten an den Abgrund einer Niederlage. Er hat den letzten großen Drachen getötet und in seinem Blut gebadet, wodurch ihn jetzt die undurchdringliche Haut des Drachen schützt. Auch wird er vom Zwerg Alberich begleitet, der nicht nur den Menschen Albträume verursacht, sondern noch ganz andere Dinge bewirken kann.

+++ Die Verwendung des sendungsbezogenen Materials ist nur mit dem Hinweis und Verlinkung auf RTL+ gestattet. +++ Foto: RTL / Constantin Film
Schon bald ist der Waffenmeister Hagen von Tronje (Gijs Naber, „Die Geschichte meiner Frau“) nicht mehr der ungeliebte Gefährte Siegfrieds, sondern sein heimlicher Gegner, weil Siegfried jegliche Strategie in den Schlachten missen lässt und noch nicht mal punktuell eine Schlachtordung einhält. Als Siegfried auch noch bei König Gunter (Dominic Marcus Singer, „Totenfrau“, „Der Pass“) um die Hand von dessen Schwester Kriemhild anhält, glauben Gunter und Hagen, Siegfried Bedinungen stellen zu können, und zunächst haben sie auch Erfolg: Alle drei machen sich auf nach Island, wo Gunter um die Hand der Walküre Brunhild (Rosalinde Mynster, „Worlds Apart“, „Die Wahrheit über Männer“) anhalten will. Doch das gestaltet sich ganz anders als gedacht. „Die Nibelungen – Kampf der Königreiche“ ist eine düstere Sagengeschichte aus dem Frühmittelalter, die nicht mehr viel mit den zugrundeliegenden Mythen selbst zu tun hat, aber in sich schlüssig, ohne Pathos, ohne Kitsch und – besonders hervorzuheben – ohne übertriebene Special Effects daherkommt.
Der Trailer zur Serie „Die Nibelungen – Kampf der Königreiche kommt eher spartanisch knapp daher.
Ganz anders der Trailer zum nur halb so langen und weniger Hintergrund liefernden Kinofilm „Hagen – Im Tal der Nibelungen“. Doch auch dieser Traier wird in seiner überzogenen, plakativen Dramatisierung der Serie nicht gerecht, die als düsteres Werk ohne viel kitschiges Pathos zu überzeugen weiß.