Die SS – Macht und Mythos: Nazi-Schlächter werden seziert
Jetzt bei ZDFinfo und in der Mediathek: Die Serie „Die SS - Macht und Mythos“ zeigt die bestialischen Grausamkeinten der Nazi-Schlächter.
Der Sechsteiler Die SS – Macht und Mythos, der ab Sonntagabend bei ZDFinfo zu sehen ist und ab sofort in der ZDF-Mediathek gestreamt werden kann, ist aus vielen Gründen unbedingt sehenswert.
Die Serie behandelt die Gründung der späteren Terrortruppe noch in der Weimarer Republik, ihren Aufstieg innerhalb des nationalsozialistischen Systems, ihren entscheidenden Beitrag zur Umsetzung der Massenvernichtungspläne der NSDAP sowie ihre maßgebliche Beteiligung an den systematischen deutschen Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg. Eine Folge der Serie widmen sich dem SS-Chef Heinrich Himmler, eine weitere Folge dem Chef der Sicherheitspolizei und Holocaust-Planer Reinhard Heydrich.
Was die Serie Die SS – Macht und Mythos so wichtig macht, ist ihre historisch-analytische Grundausrichtung. So wird herausgearbeitet, inwiefern die SS das Rückgrat der gesamten nationalsozialistischen Bewegung und der Umsetzung ihrer rassistischen und vor allem antisemitischen Politik war. Zu Beginn noch eine Unterabteilung der SA und für den Personenschutz der Parteiführung zuständig, setzte die SS im Rahmen des sogenannten Röhm-Putsches die Ermordung von Hunderten SA-Führungskräften um und wurde von da an die führende paramilitärische Einheit im nationalsozialistischen Deutschland.
In der Folge war die SS in allen gesellschaftspolitischen Bereichen tätig, in denen die NSDAP ihre menschenverachtende Politik umzusezten gedachte: Das KZ Dachau wurde von ihr geplant, gebaut und organisatorisch sowie personell ausgestattet. So wurde das KZ Dachau zur Blaupause für alle weiteren Konzentrationslager, die allesamt von der SS geführt wurden. Die Serie Die SS – Macht und Mythos begleitet diese Entwicklung so nüchtern wie möglich und so emotional wie nötig. Weitere Einsatzgebiete der SS waren in der Folge die Logistik bei der Planung und Umsetzung der Massenvernichtung der Juden in Deutschland sowie in allen von der deutschen Armee eroberten Gebieten. Hierzu lohnt es sich, begleitend den ZDF-Fernsehfilm „Die Wannseekonferenz“ anzuschauen, der die Gesprächsprotokolle zur Planung der Shoa in all ihrem Zynismus neu inszenierte. Die SS hatte die Planung und Umsetzung des in der Geschichte der Menschheit einmaligen Verbrechens an der Menschheit an sich gerissen.
Die Serie Die SS – Macht und Mythos belässt es aber nicht bei den Verbrechen der SS, die bei all ihren Aktivitäten nie vergaß, ihren eigenen Mythos aufzubauen und zu verbreiten. Die Serie stellt die Protagonisten der SS vor: den arbeitslosen Agrarwissenschaftler Heinrich Himmler, der in den Anfängen der Schutzstaffel dank Hitler zu Lohn und Brot kam; den unehrenhaft aus der Marine entlassenen Reinhard Heydrich, der glaubte, mit seinem menschenverachtenden Job in der SS seine Karriere wieder auf die Siegerstraße zu bringen. Sie und viele weitere führende Kräfte der SS – fast allesamt vormals verkrachte Existenzen – werden en detail vorgestellt, um so den Mythos von der SS als heldenhafte Organisation mit tadellosen Kräften ad absurdum zu führen.
Dabei wäre das nicht im Ansatz nötig gewesen: Die SS als Hauptakteur des antisemitischen Vernichtunsfeldzuges im Inneren wie im Äußeren, als maßgeblichen Umsetzers des nationalsozialistischen Rassenwahns in die Tat: Diese SS kann nun wirklich nicht noch mehr desavouiert werden, indem man die verkrachten Existenzen ihrer Führungselite darstellt oder ihre Handlungen zu psychologisieren versucht. Und besser verstehen kann man die Verbrechen dieser Bande psychologisch auch nicht – und will es auch nicht. Nicht als Profiler bei diesen Menschen. jw