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Dietmar Dath: Der Schnitt durch die Sonne

Mensch, Tier, Lufthauch: „Der Schnitt durch die Sonne“ von Dietmar Dath

Fantasy ist ein eigenartiges Genre. Die Autoren haben hier alle Freiheiten, und was machen sie? Sie skizzieren meist feudale Gesellschaften, die machtpolitisch weit vor der Französischen Revolution stecken geblieben sind, und zwischenmenschlich geht es meist heteronormativ darum, dass echte Männer echte Frauen beschützen. Gut, dass es Dietmar Dath gibt. Mit jedem weiteren Buch nutzt der heute 47-Jährige die Freiheiten ungezügelter Fabulierlust ein wenig mehr. In „Der Schnitt durch die Sonne“ sind die Figuren kaum noch eingespannt in die Zwänge des (vor-)bürgerlichen Zusammenlebens, da lieben, streiten, diskutieren Flatterwesen mit- und gegeneinander, dass es eine wahre Freude ist. Männer, Frauen, Wesen irgendwo dazwischen, Mensch, Tier, ein Lufthauch, ach, schön. Bei soviel überbordender Fantasie geht glatt unter, dass die zentrale Konfliktlinie in „Der Schnitt durch die Sonne“ eine verhältnismäßig uninspirierte Abenteuererzählung ist – aber so etwas Profanes wie eine stringente narrative Struktur interessiert in Daths Fantasyverständnis ohnehin nicht. Fantasy, das ist hier vor allem eine Utopie jenseits biopolitischer Grenzen. Und warum? Weil es geht. fis

Dietmar Dath Der Schnitt durch die Sonne

Fischer, 2017, 368 S., 24 Euro

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