Digitaler Musikunterricht aus der Ferne sinnvoll?
Ist das Erlernen eines Instrumentes nur vor Ort bei einem Musiklehrer möglich oder auch digital? Welche digitalen Angebote und Möglichkeiten gibt es?
Nicht immer ist der Musikunterricht vor Ort die beste Alternative. Manchmal erlauben es die persönlichen Arbeitszeiten nicht, Kinder von A nach B zu transportieren. Manchmal sind es gesundheitliche Aspekte, die eine Vor-Ort-Situation erschweren oder unmöglich machen würden. Was es auch ist – ein digitaler Unterricht stellt eine Alternative dar. Doch ist das überhaupt sinnvoll?
Die Digitalisierung unserer Zeit
Digitaler Unterricht ist in der heutigen Zeit bereits an vielen Schulen Realität. Das bedeutet, dass in Zeiten eines Lockdowns digitaler Unterricht per Videochat angeboten werden kann, aber auch digitale Apps als Unterstützung oder Portale, an denen Kindern selbstständig lernen und üben können, gehören zum digitalen Alltag. Unterricht muss aber nicht immer wirklich digital stattfinden. Oft werden lediglich digitale Medien als Unterstützung eingesetzt.
So können beispielsweise Lehrmaterialien über einen Beamer oder über die Verbindung zum Laptop präsentiert, statt auf die Tafel geschrieben werden. Es werden im Unterricht Filme gezeigt, die einen pädagogischen Wert haben (wie beispielsweise die Outing-Komödie „Love, Simon“, um zur Selbstfindung anzuregen). Teilweise finden sich an Schulen bereits iPad-Räume, in denen die Klassenzimmer jeweils mit einem Tablet ausgestattet sind. So können beispielsweise Arbeiten digital abgegeben und benotet werden.
Was bedeutet digitaler Musikunterricht?
Foto: Adobe Stock / Сергей МарковIn Sachen digitaler Musikunterricht gibt es grundlegend zwei verschiedene Varianten, wenn von diesem Begriff die Rede ist. Einerseits kann es sich um eine App oder digitale Anwendung handeln, die den Musikunterricht „vornimmt“. Andererseits kann durch digitale Hilfe der Unterricht aus der Ferne mit einem Musiklehrer stattfinden. Die App-Variante wird oft als auch Online-Musikunterricht bezeichnet, bei dem kein Lehrer-Kontakt stattfindet. Beides hat jedoch gewisse Vor- und Nachteile.
Online-Musikunterricht / Lernen per App
Bei der ersten digitalen Variante sitzt der Musikschüler alleine vor seinem Instrument und seinem Online-Kurs oder einer App. Es ist viel Selbstdisziplin gefordert und persönliches Feedback gibt es nicht. Dafür ist diese Art von Unterricht äußerst flexibel und oft auch viel günstiger.
Vorteile
- meistens günstiger als klassischer Musikunterricht
- Einstiegshürde oftmals geringer
- Unterrichtszeiten lassen sich frei einteilen
- von zu Hause aus nutzbar, quasi überall und jederzeit
- Übungen und Inhalte können nach eigenem Bedarf ausgewählt werden
- vor allem perfekt, wenn Musik einfach nur ein kleines Hobby ist
Nachteile
- kein persönlicher Musiklehrer und damit fehlendes Feedback
- erfordert viel Selbstdisziplin
- Apps und Online-Angebote gehen nicht auf persönliche Schwächen und Stärken ein
- kein Kontakt zu anderen Musikern (wie bei einer Musikschule)
- Fehler könnten sich ohne Feedback einschleichen
- weniger geeignet, wenn die musikalische Ausbildung die berufliche Perspektive sein soll
Musikunterricht mit Lehrer / digitale Übertragung
Die zweite digitale Variante, Musikunterricht zu nehmen, findet mit einem Lehrer statt. Dieser sitzt aber nicht vor Ort beim Musikschüler, sondern bei sich zu Hause oder in einem Büro. Beide Teilnehmer der digitalen Übertragung haben ihr Instrument, sodass der Lehrer dem Schüler Übungen zeigen kann. Umgekehrt blickt der Lehrer durch die digitale Übertragung auf den Schüler. Nötig sind hierfür vor allem die technische Ausrüstung und eine starke Internetverbindung.
Vorteile
- persönlicher Kontakt zu einem Lehrer möglich (wenn auch nur digital)
- Korrekturen und Feedback des Musiklehrers sind auch digital möglich
- keine Anfahrtszeiten und Anfahrtskosten für den Schüler
- in gesundheitlich kritischen Situationen keinen Kontakt zu einer anderen Person
Nachteile
- meistens keine Kostenersparnis gegenüber Lehrern vor Ort
- teurer als eine App
- gute Internetverbindung sowie passende Technik (Kamera und Mikrofon) vorausgesetzt
Kann jeder mit einem digitalen Musiklehrer ein Instrument lernen?
Die Frage ist nun, ob sich alle möglichen Instrumente auch digital lernen lassen. Kann ich einen digitalen Musiklehrer beauftragen, mir jedes x-beliebige Instrument beizubringen oder gibt es Grenzen?
In der heutigen Zeit sind die Grenzen theoretisch nur noch sehr begrenzt. Dabei kommt es aber auf einige Faktoren an. In der Theorie kann ein Schüler mit einem digitalen Musiklehrer jedes Instrument erlernen. Voraussetzung dafür ist aber natürlich einerseits der richtige Lehrer. Nötig sind außerdem genügend Platz für das Instrument im Zimmer (und der Abstand zur Kamera) sowie eine sehr gute Kamera. Auch eine starke Internetverbindung ohne Unterbrechungen wird vorausgesetzt.
Wenn diese Dinge gegeben sind, stellt es kein Problem dar, digitalen Unterricht wahrzunehmen. Der Lehrer kann den Schüler in allen Facetten während seines Spiels beobachten. Er gibt mündliches Feedback und ist dabei auch selbst zu sehen, sodass beispielsweise Fingerübungen vorgemacht werden können.
Gleichzeitig hört der Musiklehrer, wenn er selbst die nötige Technik mitbringt, auch alle Töne genauso, als säße er vor Ort beim Schüler. Es gibt diesbezüglich zumindest hierzulande keine Probleme, den Unterricht digital stattfinden zu lassen.
Lassen sich alle Instrumente erlernen?
Foto: Adobe Stock / Brian JacksonIm Grunde genommen gibt es für jedes Instrument auch passende Musiklehrer, die ihr Wissen an ihre Schüler weitergeben. Wenn in diesem Segment, für das sich ein Schüler entschieden hat, auch digitale Angebote bestehen, dann lässt sich das Instrument natürlich auch digital erlernen.
Dabei gibt es theoretisch auch hier keine Grenzen. Nehmen wir als Beispiel eine Harfe, die sehr große Ausmaße annehmen kann. Vorausgesetzt, die Harfe passt von ihrer Größe her ins Zimmer des Schülers, dann muss die Kamera des Laptops oder Computers so platziert werden, dass sowohl Schüler als auch Harfe auf dem Bild sind. Wenn das gegeben ist, dann stellt selbst dieses große Instrument kein Problem dar.
Der Klassiker sind aber natürlich kleinere Instrumente.
- Blasinstrumente: Zu den Blasinstrumenten gehören unter anderem Blockflöten, Trompeten und auch Querflöten. Unterschieden wird zwischen Blech- und Holzblasinstrumente. Blechinstrumente sind beispielsweise Trompeten und Holzblasinstrumente sind unter anderem Blockflöten. Gerade Flöten werden im Musikunterricht sehr oft gelehrt.
- Saiteninstrumente: Zu diesen Instrumenten zählen Zupfinstrumente (z.B. klassische Gitarre, E-Gitarre und auch Harfe) und Streichinstrumente (z.B. Violine oder Kontrabass). Gerade Gitarren sind oft Bestandteil des gewünschten Musikunterrichts und auch perfekt für einen digitalen Lehrer geeignet.
- Tasteninstrumente: Der Klassiker ist natürlich das Klavier, aber auch ein Akkordeon gehört zu den Tasteninstrumenten. Bei einem Musiklehrer gehört der Klavierunterricht zu den häufigsten Unterrichtsarten. Auch ein Flügel gehört zu den Tasteninstrumenten, allerdings sind gerade Klaviere bzw. Digital-Pianos bei Einsteigern und Fortgeschrittenen Schülern beliebter. Das Hammerklavier gilt zwar als Mutter der Klaviere, aber heutzutage sind es eher elektrische Pianos, die die Musikschüler begeistern.
- Schlaginstrumente: Dazu zählen beispielsweise Triangel, Trommel und Becken. Nicht selten sehr laute Instrumente, die für einen digitalen Unterricht möglich sind, aber etwas weniger geeignet.
Digitale Musikangebote auch als Begleitung sinnvoll
Fernab des klassischen Musikunterrichts, der für die Erlernung von Instrumenten auch aus der Ferne veranstaltet werden kann, gibt es auch begleitende Musikangebote. Diese Begleitangebote werden beispielsweise von Schulen für musikbegeisterte Schüler angeboten.
Diese können sich, wie auch in anderen Fächern (z.B. Mathepirat für Mathe oder Antolin für Deutsch) weiterführende Anwendungen herunterladen. Zum Teil dient dies lediglich als weiterführendes Angebot, welches nicht von der Schule selbst herausgegeben wird, sondern als Vorschlag unterbreitet wird.
Das Ziel ist es, die Kinder auch fernab des eigentlichen Unterrichts für die Musik zu begeistern. So kann eine digitale App-Unterstützung beispielsweise den Musikgeschmack fördern oder erst entdecken, Noten spielerisch lernbar machen oder andere musikalische Fähigkeiten trainieren.