Diverse: Day of the Dead
Ob 2016 noch was Besseres auf den Markt kommt als der Benefizsampler „Day of the Dead“? Schwierig.
Heilige Mittel
Die monumentale Grateful-Dead-Hommage „Day of the Dead“ dokumentiert das größte Schaulaufen der Indieszene, das es je gab.
Nicht nur die im Kampf gegen Aids engagierte und alle Einnahmen kassierende Benefizorganisation Red Hot freut sich über diese Fünferbox, sondern vor allem die Fans von Grateful Dead.
Das Set ist nämlich gar kein Soundtrack zu einem Zombiefilm, sondern enthält sagenhafte 59 (!) neu aufgenommene Coverversionen der legendären Hippieband – und verpasst dem drogeninduzierten Daddelrock der Dead einen gewaltigen Modernisierungsschub.
Als Deadheads entpuppen sich Indiepopper wie The War On Drugs („Touch of Grey“), Folkschrate wie Bonnie ,Prince’ Billy („Rubin and Cherise“, „Bird Song“), die Americana-Königin Lucinda Wiliams („Goin’ down the Road feelin’ bad“) oder Anohni and yMusic, die „Black Peter“ zum Kammerslowcore abbremsen. Und nicht nur Wilco („St. Stephen“) begrüßen den Grateful-Dead-Mitgründer Bob Weir als Gast.
57 der 59 Tracks sind eigens produzierte Studioversionen, die meisten davon mit einem Stil- und Anverwandlungswillen, der viel Liebe zum Projekt und zur Band verkörpert. Unter den zahlreichen Höhepunkten: ein herrlich verschunkeltes „Sugaree“ von Phosphorecent, Jenny Lewis & Friends, der dramatische Rock noir, in den die Organisatoren des Projektes, The National, die Ballade „Morning Dew“ verwandeln oder die Art, wie die Flaming Lips die psychedelische Essenz von „Dark Star“ herausarbeiten.
Was die musikalische Qualität angeht, muss dieses sechseinhalbstündige Schaulaufen der Indieszene 2016 erst mal übertroffen werden. Hier braucht der gute Zweck keine Mittel zu heiligen – das sind sie nämlich schon. mw