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Diverse: Die Bibel. Das Projekt

Als Inspirationsquelle ist die Bibel nicht neu: Hollywood hat sich schon mehrfach bedient, und auch Theaterstücke und Romane plündern das Buch der Bücher regelmäßig. Doch der Hörbuchziegelstein „Die Bibel. Das Projekt“ geht noch einen Schritt weiter: 24 Autoren wie Terézia Mora, Feridun Zaimoglu und Dietmar Dath erzählen biblische Geschichten aus gegenwärtiger Perspektive, die von verschiedenen Regisseuren und Schauspielern als Hörspiele umgesetzt werden. Dazu kommen eingelesene Essays von Theologen und Religionswissenschaftlern, die das nötige Hintergrundwissen liefern.

Aber Achtung: Ein bisschen Bibelfestigkeit erleichtert den Zugang zu den einzelnen Bearbeitungen zwar immens, doch noch wichtiger ist eine gewisse Offenheit, die bibeltreuen Hörern sicher einiges abverlangt. Etwa bei „Abrahams Stunde“ von Doron Rabinovici: Abraham gilt als Stammvater des Gottesvolks – doch diese Ehre bereitet ihm privat einige Probleme. In Rabinovicis Bearbeitung besucht er mit seiner Ehefrau Sarah und der Geliebten Hagar einem Familientherapeuten: Über die Jahre haben sich viele unterdrückte Gefühle angestaut, die der überforderte Therapeut ans Licht bringt – und schließlich wird klar, dass der Kern aller Probleme in der Stimme Gottes liegt, die Abraham in seinem Kopf hört.

Auch „Brennt durch“ von Sasha Marianna Salzmann könnte konservativen Christen ein Dorn im Auge sein: Die in der Bibel angedeutete, sehr enge Beziehung zwischen David und Sauls Sohn Jonathan interpretiert sie in ihrem Hörspiel als handfestes Verhältnis. Vom Hof vertrieben, lebt David auf der Straße und hadert mit der Prophezeiung, in naher Zukunft Saul zu stürzen und König zu werden – eine Zerreißprobe für seine Liebe zu Jonathan. Anstatt auf Gott zu vertrauen, empfindet er ihm gegenüber Wut und Hass. Viel Zündstoff also in diesem mehr als 28 Stunden langen Mammutprojekt, doch wer sich Zeit nimmt, wird mit mal aufwendig inszenierten, mal sehr schlicht gehaltenen Hörspielen und viel Diskussionsstoff belohnt.

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