Doechii beim Roskilde 2025: Ein Rapstar trotz dem Regen

Mit Doechii hat die aktuell vielleicht größte US-Rapperin die Orange Stage bespielt – ohne sich vom schlechten Wetter beirren zu lassen.
HipHop-Acts auf der Orange Scene, der größten Bühne des Roskilde Festivals, sind immer so eine Sache. Vielleicht liegt es daran, dass sie historisch für andere Genres konzipiert wurde. Vielleicht liegt es an den Künstler:innen selbst, die sich mit den Sensibilitäten des Publikums schwertun. Jedenfalls liefern gerade US-Rapper:innen immer wieder durchwachsene Shows ab. Für jeden Tyler, The Creator gibt es einen Kendrick Lamar, der sich regelrecht gegen die Connection mit dem Publikum zu sperren scheint. Ob es eine gute Show gibt, war also alles andere als ausgemacht, als Doechii am Freitag, den 4. 7., die Orange Scene betreten hat. Und dann hat es auch noch mehr oder weniger durchgängig geregnet – nicht gerade erleichternde Umstände.
Erst im Februar hat Doechii den Grammy für das beste Rapalbum gewonnen, als gerade mal dritte Frau überhaupt. Ihr Mixtape „Alligator Bites never heal“ ist in aller Munde, ihr Aufstieg meteorisch. Erst 2021 hatte sie ihre erste Hitsingle, 2024 ihre erste Headliner-Tour, und nicht einmal ein Jahr später steht sie schon auf der Hauptbühne des Roskilde Festivals – und technisch ist noch immer kein Album da, auch wenn die Grammy-Kommission das anders sieht. Entsprechend hochgeschraubt waren die Erwartungen am Freitag, als Doechii um 18 Uhr die Bühne betrat. Schon zu Beginn ihres Sets nieselte es, im Laufe der Show wurde der Regen immer stärker – und doch sind die allermeisten Fans vor der Bühne verblieben. Und mit gutem Grund: Spätestens mit diesem Set hat sich Doechii endgültig als internationaler Rapstar etabliert.
Die Rapschule der Professorin Doechii
Die Musikerin hat ihr Set um ein simples, aber wirksames Konzept aufgebaut: als Rapschule, bei denen alle wichtigen Bestandteile der Musik von Storytelling über den Flow bis zum Scratching ihren eigenen Block bekommen. Passend dazu waren Doechii und ihre Tänzerinnen in Schuluniformen gekleidet, allerdings hat die Rapperin selbst ihre schnell gegen ein knapperes Outfit eingetauscht. Schulbänke auf der Bühne, Witze übers Nachsitzen – die Show erinnerte dabei sicher nicht von ungefähr an „The Miseducation of Lauryn Hill“. Es war nicht die einzige Referenz an Oldschool-HipHop: Mit musikalischen Verweisen auf den Wu-Tang Clan, Nas und Eminem verbeugte sich Doechii vor den Klassikern, während sie gleichzeitig ihr eigenes Ding durchzog und Hits von „Anxiety“ bis „Denial is a River“ performte. Sie konzentrierte sich dabei auf die schnelleren Tracks und ließ die Balladen, zu denen sie durchaus ebenfalls fähig ist, eher am Rand – gerade im Angesicht des Wetters sicher die richtige Entscheidung.
Das Bühnenbild war einem gigantischen Soundsystem mit Turntable nachempfunden, auf dem sie und ihre Tänzerinnen herumkletterten – und von dem sie mit einer Metallrutsche wieder hinabrutschten. Es war diese Mischung aus dem, was Hängengebliebene gern als „echten HipHop“ bezeichnen – technisch beeindruckende Flows, Texte, in denen es um etwas geht – und einem Gespür für Pop und Spaß, die das Konzert vor dem HipHop-Fluch der Orange Scene gerettet haben. Im Laufe dieses Jahres soll übrigens endlich das Debütalbum kommen. Dabei ist für Doechii gar nicht mehr so viel Luft nach oben – zumindest nicht, was das Roskilde Festival angeht.