Doku-Tipp: „Entnazifizierung. Eine Geschichte vom Scheitern“
Die Dokumentation zeichnet die Geschichte der unvollständigen Entnazifizierung Deutschlands nach, vom Kriegsende über Fritz Bauer bis in die Gegenwart.
Dass Deutschland ein Problem mit Nazis hat, das sich auch auf die staatlichen Institutionen erstreckt, ist kein Geheimnis. Doch wie ist es dazu gekommen? Die Dokumentation „Entnazifizierung. Eine Geschichte vom Scheitern“ nimmt sich dieser Frage an. Im Rahmen der Reihe „Wahre Geschichte“ zeichnet Regisseur Mickaël Gamrasni die Prozesse nach, die zur unvollständigen Entnazifizierung Deutschlands beigetragen haben.
Obwohl nach dem 2. Weltkrieg zunächst Vorgänge wie die Nürnberger Prozesse hoffen machten, dass der Nationalsozialismus endgültig besiegt werden könnte, verloren die Alliierten schon bald den Fokus. Der Kalte Krieg rückte in den Vordergrund, auf beiden Seiten ersetzten neue Feindbilder – Kommunisten bzw. Kapitalisten – die noch immer existierenden Faschisten. Weder die Bundesrepublik noch die DDR waren konsequent in ihrem Vorgehen gegen Nazis. Während ehemalige Parteimitglieder im Westen hohe Ämter bekleiden durften, leugnete die Regierung im Osten jeglichen nationalistische Tendenzen.
Gamrasni erzählt aber nicht nur vom Scheitern, sondern auch vom Staatsanwalt Fritz Bauer, der maßgebend für den Prozess gegen Adolf Eichmann war. Auch die Studentenbewegung der 68er-Jahre hat von ihren Eltern Antworten verlangt, die vorher totgeschwiegen wurden. Und Beate Klarsfeld Ohrfeige für Kanzler Kiesinger hat 1968 eine erneute Debatte entfacht. Doch da waren bereits Jahrzehnte vergangen. Und bis heute gibt es NS-Verbrecher*innen, die nicht zur Rechenschaft gezogen worden sind.
„Entnazifizierung. Eine Geschichte vom Scheitern“ läuft heute um 20.15 Uhr auf Arte. Außerdem ist die Dokumentation noch bis zum 6. März in der Mediathek verfügbar.