Eels: The Deconstruction
Überrascht waren wir nicht, auch nicht unangenehm.
Jede Woche stellen wir hier eine spannende Neuerscheinung zur Debatte. Es diskutieren Mitja Steffens, Carsten Schrader und Verena Reygers von der kulturnews. Und als Gast: Alexander Frei alias Crimer, der daheim in der Schweiz mit seinem Debütalbum „Leave me Baby“ direkt auf Platz zwei der Charts eingestiegen ist und sich als Synthie-Fetischist und Experte für den Sound der 80er mit uns durch die April-Platten gehört hat.
Alexander: Von Eels war ich mal richtig Fan, hab den Boy aber voll aus den Augen verloren. Klar, die Stimme vergisst man nicht, und zu meiner Überraschung klingt sie auch auf der neuen Platte immer noch sehr vertraut. Am meisten packt mich definitiv der Song „Bone dry“: Klingt wie ein Schamanen-Ritual, das mit aller Kraft und Selbstsicherheit unter Kontrolle gehalten werden muss, bevor die bösen Geister übernehmen.
Mitja: War nie riesiger Fan, aber schon den Titelsong als Vorabsingle fand ich extrem stark. Eels wartet heute zwar nicht mehr mit Indiehymnen auf, dafür gibt es nun breiter ausstaffierte Songs mit viel Tiefe und einem riesigen Stimmungsspektrum. Alles andere als altbacken!
Carsten: Altbacken nicht, nur wenig überraschend. Weil er diesmal auf Knödelblues verzichtet, ist es für mich aber eine weitere, sehr schöne Eels-Platte. Und bei uns im Büro haben die bösen Geister schon übernommen: Kollege Siegfried singt bei „Bone dry“ den „Shoo-Bee-Do“-Part nur allzu gern mit.
Verena: Hm ja, negativ über Eels zu sprechen, grenzt eigentlich an Blasphemie, aber nach all den Jahren macht mich E. hier doch ein bisschen müde. Und für die romantische Verklärtheit in der Ehe bin ich auch nicht so zu haben. „Rusty Pipes“ und „Be hurt“ entzünden aber doch noch ein leichtes Glühen in mir.