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Ein Lebensmodell namens Ja, Panik

Nach sieben Jahren Plattenpause veröffentlichen Ja, Panik mit „Die Gruppe“ ein neues Album
Foto: Max Zerrahn

Kehren Ja, Panik mit „Die Gruppe“ zurück, um uns jetzt nicht allein zu lassen? Andreas Spechtl über das neue Album nach sieben Jahren Pause.

Andreas, die Texte zur neuen Platte sind bereits in den Jahren 2017 bis 2019 entstanden. Hat es dich irritiert, wie sehr sie vorhergesehen haben, was im letzten Jahr passiert ist?

Andreas Spechtl: Gerade am Anfang war ich hin- und hergerissen, weil gewisse Dinge einfach zu gut gepasst haben. Ich dachte, das kann man gerade nicht bringen, weil ich ja auch nicht die Lockdown-Platte machen wollte. Aber dann ist mir aufgegangen, dass das einzig Neue ja eigentlich das Virus ist. Das Totsparen vom Gesundheitssystem, die größere Belastung von Frauen bei der Aufstellung von Familien oder die Frage, wie Impfstoff und ganz generell globaler Reichtum verteilt wird: All diese Dinge gab es ja vorher schon. Die Pandemie ist ein Brandbeschleuniger, und es ist mir schon wichtig, so über diese Krise nachzudenken.

Der Sound der von dir selbst produzierten Platte ist experimenteller, krautiger und nicht zuletzt dank der Saxofonistin Rabea Erradi als Gast auch jazziger.

Spechtl: Das Album unterscheidet sich schon stark von allem, was wir zuvor gemacht haben. Anderseits haben wir musikalisch bis zu einem gewissen Grad bei jeder Platte versucht, uns den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Für mich erklären sich die Alben über den Ort, an dem die Stücke entstanden sind: Bei „DMD KIU LIDT“ war es die Akustikgitarre, bei „Libertatia“ das Klavier – und jetzt ist es vor allem der Synthesizer. Das Gerüst der neuen Songs ist all das, was so untenrum mäandert und manchmal nur kurz auftaucht. Da spielt man dann als Band drüber.

Den Ausdruck „Band“ hört man bei euch eher selten, ihr sprecht eigentlich immer von der Gruppe Ja, Panik, und das neue Album trägt jetzt ja auch den Titel „Die Gruppe“. Ist Band ein zu schwanziges Wort, das nach Männerbund klingt?

Spechtl: Zeichentechnisch ist das schon wahnsinnig aufgeladen. Aber abgesehen von semantischer Abgrenzung hat sich der Begriff „Band“ für uns auch immer als zu eng angefühlt. Ja, Panik ist eher ein Lebensmodell: Wir haben wahnsinnig lang zusammen gelebt, wir haben ein Buch geschrieben, und wir kümmern uns auch um ästhetische Komponenten wie etwa Videos. Die Band Ja, Panik ist nur der musikmachende Teil der Gruppe Ja, Panik. Man könnte auch viele andere Bezeichnungen wählen. Wahnsinnig prätentiös wäre es etwa, vom Kollektiv Ja, Panik zu sprechen – und das will man ja auch nicht.

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