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Eis mit Stil: Eisbrecher über „Kaltfront°!“

Das Kernteam der NDH-Institution Eisbrecher hat sich halbiert. Doch Alex Wesselsky ist standhaft – und so meinungsstark wie eh und je.
Alex, die Entstehung von „Kaltfront°!“ war von zwei besonderen Herausforderungen geprägt: dem Abschied von Gründungsmitglied Noel Pix und einer gefährlichen OP deinerseits …
Alex Wesselsky: Die gemeinsame Zeit von Noel Pix und Alexander Wesselsky war zu ihrem Ende gekommen. Der eine hat das Haus und die Briefmarkensammlung bekommen, der andere den Hund, die Kinder und die Diamanten. Es gibt keinen Beef zwischen uns, und jeder geht seiner Wege. Anfang 2024 haben in den neuen Eisland-Studios die Arbeiten an „Kaltfront°!“ begonnen. Dann musste ich wegen eines geplanten Knieaustausches eine Pause einlegen, und dann: rums – Darmdurchbruch! Das braucht kein Mensch. Ich hatte eine Menge Glück, tolle Ärzte und hervorragende Betreuung im Vincentinum Augsburg. Es war heikel, aber meine Schutzengel haben gut aufgepasst. Jetzt bin ich so fit, dass ich wieder alles tun kann, was mich krank macht.
Woher kommt die Faszination mit Minusgraden, die nicht nur im Albumtitel, sondern auch im Bandnamen steckt?
Wesselsky: Von der Beobachtung, dass die Menschen in unseren Wohlstandsgesellschaften immer kälter werden. Es gibt immer mehr Eis zu brechen. Was ist mit Nächstenliebe, Respekt, Toleranz, Frieden, Chancengleichheit, Fairness, Nachsicht? Noch nie wurde so viel darüber gesprochen und so wenig dafür getan.
„Waffen Waffen Waffen“ enthält eine Mundharmonika, die Morricone-Assoziationen weckt. Ist der Waffennarr, den du darin verkörperst, selbst Amerikaner, oder siehst du ähnliche Tendenzen bei uns?
Wesselsky: Die Bluesharp habe ich selbst eingeblasen! Aber warum denken bei Waffen immer alle an Amerika? Hier ist der Besen, hier ist die Haustür, hier ist Deutschland. Waffen made in Germany sind gefragt, Taurus ist doch unser Ding. Ich sehe die Sprüche auf den Bundeswehr-Rekrutierungs-Reklametafeln, ich lese Worte wie „Kriegswirtschaft“ oder „kriegstüchtig“. „Nato-Ostflanke“ ist auch nicht ohne. Wir Deutschen sollten es wissen: Erst kommt das Wort, dann die Tat. Der Waffennarr im Song „Waffen Waffen Waffen“ ist jeder, der nichts unternimmt, um dieses private und staatliche Hochrüstungstreiben zu stoppen.