„Eismayer“ bei Arte: Schwul als Soldat? Rumschreien!

Ein Ausbilder bei der Armee ist heimlich homosexuell und kaschiert das mit betont männlichem, knallharten Auftreten. Geht das Doppelleben gut?
„Eismayer“ läuft am 19. September bei Arte und ist bis 18. Oktober in der Arte-Mediathek zu finden. Wehe, wenn er losgelassen: Charles Eismayer (Gerhard Liebmann) ist der schlimmste Schleifer beim österreichischen Bundesheer, seine Wutausbrüche und Strafmaßnahmen werden von den Rekruten gefürchtet. In seinem Langfilmdebüt sucht Regisseur David Wagner immer wieder die Nahaufnahme, wenn sich das Gesicht des Ausbilders zur Fratze verzerrt und er verbal auf die Soldaten eindrischt. Erst nach und nach wird deutlich, dass sein Antiheld mit der bis ins Absurde überzogenen Männlichkeit vor allem die eigenen Dämonen in Schach hält – denn Eismayer steht heimlich auf Männer und außerhalb der Kaserne kompensiert er das Familienleben mit Frau (Julia Koschitz, „Herrhausen – Der Herr des Geldes“) und kleinem Sohn durch anonymen schwulen Sex.
Als der gutaussehende und offen schwul lebende Rekrut Mario Falak (Luka Dimić) auftaucht, gerät das System des Schleifers ins Wanken: Zunächst ist es rabiater Sex unter der Dusche, doch nach einer Krebsdiagnose outet sich Eismayer vor seiner Frau, und als er nach überstandener Chemotherapie in die Kaserne zurückkehrt, haben sich die Machtverhältnisse in seiner Beziehung zu dem Untergebenen verkehrt … Vor allem die herausragende Leistung von Hauptdarsteller Gerhard Liebmann verwandelt den auf wahren Begebenheiten basierenden Film in ein eindringliches Psychogramm: Es ist das Minenspiel seiner angespannten Gesichtsmuskeln, die diese Sehnsucht nacht Zartheit fühlbar macht, die Eismayer um jeden Preis verbergen will.