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Die Geräusche in ihrem Kopf: Ela Minus über „Dìa“

Ela Minus
Ela Minus (Foto: Alvaro Arisó)

Ela Minus veredelt ihre eingängigen Elektrosongs mit innovativen Sound-Experimenten. Doch so ganz freiwillig passiert das nicht …

Ela, haben dich der Erfolg und die ganze Aufregung ein bisschen überrollt, als du vor vier Jahren dein Debütalbum „Acts of Rebellion“ veröffentlicht hast?

Ela Minus: Absolut, ich konnte das alles gar nicht so schnell verarbeiten und habe mich ziemlich verloren gefühlt. Der Druck und die Erwartungen haben dafür gesorgt, dass ich radikal auf Abstand gegangen bin: Ich bin aus vielen Kontexten raus und habe Trennungen provoziert. Plötzlich war ich wieder ganz allein, und das war dann auch die Grundlage für das neue Album. „Dìa“ ist ein sehr ehrlicher Versuch, mich wieder zu finden.

Ist es dir gelungen?

Minus: Ich fühle mich jetzt sehr viel besser, aber ob es wirklich funktioniert hat, werde ich wohl erst in ein paar Jahren sagen können.

Als das Album fertig war, hast du noch mal fast alle Texte neu geschrieben.

Minus: Ich habe mich in den vergangenen Jahren extrem verändert, und als ich das fertige Album gehört habe, ist mir klar geworden, dass es mich nicht mehr repräsentiert. Ich wollte nicht an der Oberfläche bleiben, sondern ehrlich sein und ganz tief in mich reinhören.

Das klingt ein bisschen nach Therapie …

Minus: Bis jetzt habe ich noch keine Therapie gemacht, aber ich kann mir vorstellen, dass es sich so ähnlich anfühlt. Ich habe einfach drauflos geschrieben und versucht, das, was ich da von mir offenbare, nicht zu bewerten oder gar zu verurteilen. In gewisser Weise habe ich von außen auf mich draufgeschaut und so ein anderes Verständnis von mir bekommen.

Ich habe „Acts of Rebellion“ immer auch als politisches Statement gesehen. „Dìa“ ist offensichtlich ein viel persönlicheres Album, doch nach und nach ist mir bewusst geworden, dass es mit noch größerer Dringlichkeit eben auch politische Statements in sich trägt.

Minus: Da stimme ich dir zu, auch wenn ich mich niemals als politische Künstlerin identifizieren würde. In unserer Gegenwart ist es nahezu unmöglich, nicht Stellung zu beziehen. Natürlich geht es auf „Dìa“ auch um Widerstand. Und um eine Selbstakzeptanz, die vor Resignation und dem Sich-Abfinden schützt.

„Dìa“ von Ela Minus: Out now!

Neben eingängigen Refrains und extrem tanzbaren Stücken stehen überraschende Sounds und experimentelle Momente. Ist es wirklich so, dass du mit deiner Musik bestimmten Geräuschen hinterherjagst, die du seit früher Kindheit in deinem Kopf hörst?

Minus (lacht): Klingt irre, ist aber wirklich so. Ich habe ja mit dem Schlagzeug angefangen und zehn Jahre lang in verschiedenen Bands gespielt. Schon damals konnte ich den Klang der Becken nicht ertragen. Ich habe versucht, ihn mit Tape und Stoff zu verändern, weil er nicht meinem Soundideal entsprochen hat. Als ich dann auf elektronische Musik gestoßen bin, war das mein Aha-Moment: Es sind Synthesizer, die in meinem Kopf spielen.

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