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Emil Brandqvist über „Poems for Travellers“: Völlig verknallt

EBT_Nah_2 by Steven Haberland
(Foto: Steven Haberland)

Die Musik des Emil Brandqvist Trios ist so komplex wie eingängig. Kein Wunder, immerhin verliebt sich der Bandleader regelmäßig in die eigenen Songs.

Emil, auf eurem neuen Album „Poems for Travellers“ sind erstmals keine Gastmusiker:innen dabei. Warum nicht?

Emil Brandqvist: Eigentlich habe ich immer den Drang, der Musik mit anderen Instrumenten zusätzliche Farben zu verleihen. Es ist toll, beim Komponieren diese größere Palette zur Auswahl zu haben. Aber dieses Mal wollten wir herausfinden, wie es klingt, wenn wir uns auf das Trio beschränken.

Woher kam dieses Interesse?

Brandqvist: Wenn wir live spielen, machen wir das natürlich auch als Trio. Dabei haben wir gemerkt, wie schön es ist, all diesen freien Raum für uns zu haben.

Dein Trio, bestehend aus dir, dem Bassisten Max Thornberg und dem Pianisten Tuomas Turunen, gibt es nun schon seit zwölf Jahren. Hat sich die Dynamik durch dieses neue Album noch mal verändert?

Brandqvist: Absolut, der Aufnahmeprozess war sehr angenehm. Wenn ich ein größeres Ensemble einlade, müssen wir uns um viele Leute kümmern. Dieses Mal waren wir zu dritt im Studio und haben einfach nur gespielt.

 

Du bist der Drummer, aber auch der Hauptkomponist. Fällt dir das Klavierspielen mittlerweile fast so leicht wie das Schlagzeug?

Brandqvist: Es ist noch immer eine Herausforderung. Wenn ich am Klavier komponiere, suche ich die Akkorde und Melodien raus und schreibe sie mir auf. Bei den Schlagzeugparts kann ich improvisieren, ich muss nichts aufschreiben, sie kommen von selbst, wenn wir beginnen, die Songs zu proben. Wahrscheinlich würde ich coolere Songs schreiben, wenn ich ein guter Pianist wäre. (lacht) So muss ich mich auf schöne Melodien konzentrieren.

Aber genau diese Kombination aus schönen Melodien und komplexen Rhythmen macht ja euren Sound aus. Legst du es darauf an, möglichst zugänglich zu bleiben?

Brandqvist: Darüber muss ich nicht nachdenken. Beim Schreiben suche ich nach etwas, das mir selbst gefällt. Ganz am Anfang des Prozesses, wenn ich allein dasitze, stoße ich oft auf eine Passage, die ich immer wieder hören will. Das ist die erste, intensive Liebesaffäre. Später, wenn ich den Song besser kennenlerne, verschwindet diese erste Verknalltheit, so wie sich auch eine Beziehung mit der Zeit verändert – natürlich nicht unbedingt zum Schlechteren, aber sie tut es eben. Wenn ich mir die Songs jetzt anhöre, kann dieses erste Gefühl gar nicht mehr spüren. Aber wenn es beim Komponieren auftaucht, weiß ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Wenn wir die Beziehungsmetapher weiterdenken: Stellst du manchmal fest, dass du dich geirrt hast und die Schwärmerei keine Zukunft hat?

Brandqvist: Das kommt vor, aber meistens in einem frühen Stadium. Ich merke dann: Okay, daraus wird doch nichts. (lacht) Dann verschwindet der Song, bevor wir überhaupt das erste Solo eingeübt haben. Und umgekehrt: Manchmal stellt sich die Verliebtheit nicht ein, und ich gebe trotzdem nicht auf, arbeite weiter an dem Song – und dann wird er doch gut genug, um Teil unserer Trio-Musik zu werden.

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