„Welcome to the ‚Eras Tour‘“: Der Hype um Taylor Swift
Seitdem die „Eras Tour“ angekündigt wurde, sind die Tickets dafür unter den begehrtesten Dingen, die Geld kaufen kann. Aber was ist so besonders an dieser Tour?
Seit letzter Woche sieht man in einigen Städten in Deutschland Gruppen von Menschen in Cowboystiefeln, glitzernden Cowboyhüten, mit Schmetterlingen in den Haaren und den Armen mit Freundschaftsarmbändern behangen. Worum handelt es sich dabei? Die Antwort ist einfach: Taylor Swift.
Die Sängerin ist aktuell auf ihrer „Eras Tour“ und seit letzter Woche auch in Deutschland unterwegs. Angefangen mit ihrem ersten Deutschland-Konzert dieser Tour in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen am 17. Juli. Drei Nächte hinter einander hat sie dort ihr dreistündiges Konzert gespielt. Darauf folgen zwei Shows im Volksparkstadion in Hamburg am 23. und 24. Juli. Auch die anliegende Barclays Arena wird von Swift beschäftigt, als Mega-Merch-Store. Die letzten Konzerte in Deutschland werden am 27. und 28. Juli im Olympia-Stadion in München stattfinden.
Was macht die „Eras Tour“ besonders?
Seitdem die „Eras Tour“ angekündigt wurde, sind die Tickets zu den insgesamt 152 Konzerten unter den begehrtesten Dingen, die Geld kaufen kann. Zum Teil liegt das daran, dass Taylor Swift seit ihrer „Reputation Stadium Tour“ 2018 nicht mehr auf Tour war. Auf der anderen Seite könnte es auch daran liegen, dass Fans auf der aktuellen Tour die Chance haben, ihre Lieblings-„Eras“ noch einmal live zu erleben.
Seit dem Release ihres zweiten Albums „Fearless“ war es Tradition für Swift, zu jedem Album-Zyklus, unter Fans als „Era“ bekannt, eine Tour anzutreten. In dem Zeitraum zwischen der „Reputation Tour“ und der „Eras Tour“ hat sie fünf Alben veröffentlicht. Auf „Reputation“ folgte 2019 „Lover“. Im September 2019 wurden auf Swifts offizieller Website die Konzert-Termine für das sogenannte „Lover Fest“ bekannt gegeben. Kurze Zeit später wurden diese erst verschoben und schlussendlich abgesagt – aufgrund der Pandemie.
Auf „Lover“ folgten dann während des ersten Jahres der Pandemie die Alben „Folklore“ und „Evermore“. 2022 hat Swift dann „Midnights“ veröffentlicht. Keins dieser Alben hat seine eigene Tour bekommen. Um Fans trotzdem die Chance zu geben, diese Alben live zu erleben, wurde die dreistündige „Eras Tour“ konzipiert, die am 17. März 2023 mit dem ersten US-Termin startete. Aber Taylor Swift wäre nicht Taylor Swift, wenn sie immer die gleiche Show machen würde. Auf jedem Konzert der Tour spielt sie Überraschungslieder, die sonst nur selten oder gar nicht live gespielt werden. Man sieht also nie die gleiche Show zweimal.
Am 19. April hat Swift ihr elftes Studio Album „The tortured Poets Department“ veröffentlicht. Pünktlich zu Beginn des Europa-Tour-Abschnitts wurde die Show natürlich daran angepasst und das Album als eigene „Era“ hinzugefügt. Auch wenn dafür Songs anderer Alben leider aus der Setlist gestrichen werden mussten. Ich glaube, ich spreche für viele Fans, wenn ich sage, dass ich mir auch eine vierstündige Show angeschaut hätte, wenn dafür die jetzt gestrichenen Songs auf der Setlist geblieben wären. Aber auch eine Taylor Swift muss irgendwann Feierabend machen.
„Eras“-Fashion
Unter Swifties, wie sich Taylor-Swift-Fans nennen, ist bekannt, dass jede „Era“ mit einer bestimmten Farbe korrespondiert. Ihr Debütalbum „Taylor Swift“ ist ein helles Minzgrün, „Fearless“ ist Gold, „Speak now“ ist Lila, „Red“ ist natürlich Rot, „1989“ ist Hellblau oder Türkis, „Reputation“ ist Schwarz, „Lover“ ist Rosa, „Folklore“ ist Grau, „Evermore“ ist Beige, „Midnights“ ist Dunkelblau und „The tortured Poets Department“ ist Weiß.
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Auch eine bestimmte Ästhetik und Style gehört zu jeder „Era“. „Speak now“, zum Beispiel, zeichnet sich durch Fransen-Kleider aus, während „Midnights“ mit viel Glitzer in Verbindung steht, oder für „Reputation“ schwarze Bodysuits und schwarze Stiefel angemessen sind. Taylor Swift selbst wechselt mindestens einmal pro „Era“ auf ihren Konzerten das Outfit. Auch die Swifties haben die Aufgabenstellung verstanden und erscheinen in Outfits, die eine bestimmte Era nachahmen. Fans haben unter anderem bestimmte Bodysuits rekreiert und von Hand einzelne Glitzer-Steinchen in stundenlanger Arbeit auf den Stoff geklebt.
Allerdings gibt es auch bestimmte andere Markenzeichen der „Eras“-Fashion, wie zum Beispiel Glitzerröcke, Cowboystiefel, Cowboyhüte, Glitzesteinchen in den Haaren oder als Teil des Make-ups. Fans werden bei ihren Konzert-Outfits, bei ihrem Make-up und auch beim Nageldesign richtig kreativ. Aber was natürlich nicht fehlen darf, sind die Freundschaftsarmbänder und einer aufgemalte 13 auf dem Handrücken.
Die Glückszahl
Zu Anfang ihrer Karriere hat Taylor Swift immer eine 13 mit Filzstift auf den Handrücken ihrer rechten Hand gemalt. Eine Zeit lang war es egal, wo man sie sah, auf Konzerten oder in ihrer Filmrolle in „Valentines Day“ (2010): Eine große 13 ziert ihre Hand. Die 13 ist ihre Glückszahl, denn ihr Geburtstag ist am 13.Dezember, sie wurde 13 Jahre alt an einem Freitag, dem 13., und ihr erstes Album war 13 Wochen in den Charts. Wenn Taylor Swift eine 13 sieht, ist das ein gutes Zeichen.
Swifties wissen, dass Taylor Swift ein echtes „Mastermind“ ist und viel mit Symbolik spielt. So ist die 13 auffällig oft in ihrer Karriere vertreten. Zum Beispiel ist der Song „The Lucky One“ der 13. Track auf dem Album „Red“, hat ein 13-sekündiges Intro, und das Wort „lucky“ kommt 13 Mal vor. Absicht oder Zufall?
„Make the friendship bracelets, take the moment and taste it“
In ihrem Song „You’re on your own Kid“ von dem Album „Midnights“ singt Taylor Swift: „So make the friendship bracelets, take the moment and taste it“. Damit ist die Tradition gestartet, auf Taylor-Swift-Konzerten selbstgemachte Freundschaftsarmbänder miteinander zu tauschen. Die Armbänder halten sich ähnlich wie die Outfits an den Farb-Code der bestimmten „Era“. Außerdem werden mit Buchstaben-Perlen Song-Titel und Lyrics in die Armbänder eingearbeitet.
@chelsytanio trading friendship bracelets>>>> #erastour #erastoursg #erastoursingapore #friendshipbracelets #taylorswift ♬ youre on your own kid – gabut woi
Die Armbänder sind so ein großer Teil des Konzerterlebnisses, dass es von Seiten einiger Venues auch Regeln dazu gibt, zum Beispiel müssen die Armbänder sichtbar getragen werden. Davon lassen sich die Fans aber nicht stoppen. Vor den Konzerten basteln sie fleißig Armbänder, bringen sie mit zu den Shows und tauschen mit jedem, von anderen Fans, über Polizist:innen bis zu Promis, die zu den Shows kommen, wie Selena Gomez oder Julia Roberts. Ein schöner Bonus der Armbänder ist, dass es so eine Möglichkeit für Fans gibt, miteinander ins Gespräch zu kommen und zusammenzufinden. Besonders Fans, die Konzerte alleine besuchen, können so Kontakt zu anderen Besucher:innen finden.
Dem „Superstar“ ganz nahe
Die Freundschaftsarmbänder sorgen für ein Gefühl von Verbundenheit zwischen den Fans, aber die „Eras Tour“ sorgt auch für ein Gefühl der Verbundenheit zwischen Fans und Taylor Swift. Es gibt eine Reihe an interaktiven „Fan-Chants“, die auch die Sängerin kennt. Zum Beispiel rufen die Fans im Pre-Chorus zu „Bejewled“: „Where are you going, Taylor?“, bevor sie dann singt „I’m going out tonight.“
@much Here are the chants you need to know for the #ErasTour 🔥 [via candelariabravo_/TT] #TaylorSwift ♬ original sound – MuchMusic
Außerdem haben die Fans sich weitere Aktionen ausgedacht, um die Show noch interaktiver zu gestallten. Während des Songs „Willow“ pusten die Fans Luftballons auf und beleuchten diese mit ihren Taschenlampen, um die leuchtenden Kugeln nachzuahmen, die Taylors Tänzer:innen während dieses Songs halten.
@sophiaa002_ the cutest thing. #22hat #TSTheErasTour #erastour #gelsenkirchenn2 #gelsenkirchen #swiftkirchen #taylorswift #GelsenkichenN2 ♬ original sound – soph
Aber das vielleicht besonderste Event des Abends passiert während des Songs „22“ aus der „Red“-Ära. Ein glücklicher Fan wird ausgesucht und wartet am Ende der Bühne auf Taylor und ihre Tänzer:innen. Vor dem Outro des Songs geht Taylor auf den Fan zu und gibt der ausgewählten Person eine unvergessliche Erinnerung. Sie nimmt dann ihren Hut ab und schenkt ihn dem Fan, gibt der Person eine Umarmung und bekommt manchmal auch ein Freundschaftsarmband von ihnen. Es ist ein herzerwärmender Moment der Show.
Das „Eras Tour“-Erlebnis
Auf der „Eras Tour“ schafft es Taylor Swift nicht nur, 18 Jahre an Musik und 11 „Eras“ zusammenzubringen, sondern auch Fans aus aller Welt. Und egal, wie weit entfernt man von der Bühne ist, man fühlt sich als Teil einer größeren Gemeinschaft, die die gesamte Stimmung erzeugt. Diese Stimmung kommt selbst in der letzten Reihe des obersten Ranges mit eingeschränkter Sicht an. Von organisierten Fan-Aktionen wie die Luftballons während „Willow“ bis zu dem Tausch von Freundschaftsarmbändern, die Interaktionen zwischen Fans tragen so sehr zu der Stimmung bei wie die mit Taylor Swift selbst.
Durch Teile des Konzerts, wie das Verschenken ihres Hutes, gibt Taylor Swift den Fans das Gefühl, dass jeder ihr ganz nahe sein kann. Man wartet darauf, seine Lieblings-„Era“ live zu erleben, und die Freude baut sich das ganze Konzert lang auf. Man wird Teil eines einzigartigen Erlebnisses. Die leuchtenden Armbänder, die alle am Anfang bekommen, steuern auch dazu bei, denn sie sind so programmiert, passend zu jeder „Era“ und zu bestimmten Songs in verschiedenen Farben zu leuchten. Es entsteht ein atemberaubendes Lichtermeer. Als Konzertbesucher:in fühlt man sich als Teil einer Gemeinschaft – ohne in der Masse unterzugehen.