Weniger ist Meer
Daniel Geiger alias Erik Cohen hat fünf Kinder und einen Hauptberuf. Trotzdem erhält er sich den Traum vom Rockstardasein.
Erik, auf deinem neuen Album spielen das Meer und der Norden mal wieder eine große Rolle. Warum?
Erik Cohen: Zum einen habe ich jahrelang direkt mit Blick auf das Meer gewohnt. Zum anderen habe ich Kinder. Und was machst du im Lockdown mit Kindern? Du gehst raus und erkundest Schleswig-Holstein. Wir haben das Meer, haben Seen und Kanäle direkt vor der Haustür. Das alles hat natürlich einen starken Einfluss gehabt.
Also sind die Songs im Lockdown entstanden?
Cohen: Die Texte ja, die Musik war schon vorher fertig. Aber ich kann nicht sagen, ob das Album stark vom Lockdown beeinflusst wurde. Ich reflektiere nicht so stark, was ich machen will, es kommt einfach so. Ich habe auch gar keine Zeit, große Pläne zu schmieden: Als Kindergartenleiter bin ich voll berufstätig, und dann habe ich noch fünf eigene Kinder. Bis abends um zehn bin ich komplett von Kindern umgeben. Da hat man nicht viel Gelegenheit, sich Gedanken zu machen. (lacht)
Wie gut klappt die Balance zwischen deinen beiden Jobs?
Cohen: Manchmal hätte ich schon gern mehr Zeit für die Musik. Es wäre natürlich Luxus, für drei Wochen nach Hawaii zu fliegen, um sich da erst einmal inspirieren zu lassen. Aber ich glaube, letztlich ist es ein Vorteil, denn ich erhalte mir viel Spontanität und Intuition. Es ist gar nicht gut, sich zu wichtig zu nehmen. Rockmusik ist dann am besten, wenn sie spontan entsteht – morgens nach dem Aufstehen oder abends nach dem ersten Bier.
Als fünffacher Vater ist das stereotypische Rockstarleben keine Option für dich. Vermisst du es manchmal?
Cohen: Ich habe es ja immer mal wieder, wenn ich live spiele: Die Leute kommen zum Konzert, um dich zu sehen. Für einen Abend bist du der Star. Aber auf Dauer ist das einfach nicht gesund. Du musst immer Leistung bringen, bist schnell ausgebrannt, fängst an, zu Hilfsmitteln zu greifen … Gerade richtig erfolgreiche Leute kacken darum oft ab, weil sie nur bei sich selbst sind, nur an sich selbst denken. Mit Kindern bist du für andere da – für kleine Menschen. (lacht) Das ist zwar körperlich anstrengender, aber eindeutig der gesündere Weg.
Northern Soul ist gerade erschienen.