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Ernte gut, alles gut

Jason Mraz
(Jen Rosenstein)

Mit einer musikalischen Neuorientierung treibt Jason Mraz seinen Optimismus auf die Spitze.

Seit 7 Uhr morgens ist Jason Mraz auf seiner Farm unterwegs und erntet. Auf dem Rücken trägt er eine Kiepe, in die vierzig Kilo Avocados reingehen. Besonders prächtige Früchte pflückt er mit einer sieben Meter langen Stange direkt vom Baum, den Rest sammelt er einfach auf. „Die Arbeit ist anstrengend, aber nicht kompliziert, und sie macht mir sogar richtig Spaß.“ Unterstützt von drei Mitarbeiter*innen erntet der Teilzeit-Avocado-Farmer jeden Montag und Dienstag. Anschließend werden die Früchte geputzt und verpackt, die meisten landen in kleinen Biomärkten in der Region – und täglich zwei bis drei auch in Mraz’ Magen. „Du kannst komplett von Avocados leben, sie liefern dir alles an Ölen, Fetten und Mineralien, was du so brauchst“, schwärmt er.

Eigentlich könnte sich Jason Mraz, der ursprünglich aus Virginia stammt und sich die Farm nahe San Diego nach seinem ersten Hit „The Remedy“ im Jahr 2002 gekauft und sie mit den Einkünften aus seinem zweiten, noch viel größeren Hit „I’m yours“ 2008 abbezahlt hat, auch ganz auf die Produktion der Boom-Frucht konzentrieren. „Avocados sind sehr robust und werden extrem gut vermarktet. So wurde in zehn Jahren aus einer exotischen Tropenfrucht ein Allerweltslebensmittel wie Äpfel und Bananen.“ Doch der 43-Jährige liebt seinen Musikerberuf zu sehr, um ihn nur noch als Hobby zu betreiben. „Ich schreibe meine Lieder bewusst aus dem Blinkwinkel eines Naivlings“, sagt er. „Mein Ansatz ist es, jedem Menschen einen gewissen Vertrauensvorschuss entgegenzubringen. Zugleich ist es mein Bestreben, meinen inneren Frieden zu finden und darauf zu bauen, dass diese Ausgeglichenheit auch auf die Welt da draußen abstrahlt.“

Bei Jason Mraz, dem Menschen, und mehr noch bei Jason Mraz, dem Musiker, ist das Glas nicht halb-, sondern randvoll. Seine ganze Karriere hat er mit Songs über das Gute, Schöne, Positive bestritten, und sein neues Album heißt dann auch gleich mal „Look for the Good“, beginnt mit der empathiegetränkten Titelsingle und endet mit dem Gospel „Gratitude“. „Auf meiner Farm könnte ich mir auch eine Gras rauchende, nackte und freie Liebe praktizierende Kommune sehr gut vorstellen.“

So singt Jason in „Make Love“ über alte und junge Hippies, in „Wise Woman“ über den lebensklugen, eher bei ihm auf dem Lande anzutreffenden Gegenentwurf zur dauershoppenden Instagram-Barbie und auf „You do you“ über den Stolz auf seine eigene Individualität. Musikalisch hat Mraz, sonst vorwiegend als Singer/Songwriter unterwegs, seiner Hoffnungsfreude das ideale Kleid angezogen: den Reggae. „Live kommt es immer super an, wenn wir unsere Songs im Reggae-Style spielen“, kommentiert Mraz. „Mein Plan war, dieses besonders lebensbejahende Album für das radikal polarisierte US-Wahljahr 2020 aufzunehmen. Mit dieser Musik kann ich hoffentlich für ein paar angenehme Gefühle sorgen.“

Jason Mraz: Know

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