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„Eternally yours“ von Alphaville: Forever young für immer

Portraitfoto Marian Gold von Alphaville, sitzend, ganz in schwarz
(Foto: Helen Sobiralski)

Auf „Eternally yours“ kommen die Songs von Alphaville in ganz neuem, klassischem Gewand daher – mit einer Ausnahme.

Marian, was war der Gedanke, mit Alphaville das Album „Eternally yours“ zusammen mit dem Filmorchester Babelsberg zu machen?

Marian Gold: Die Idee, Alphaville-Musik mit Orchester neu zu interpretieren, ist eigentlich eine relativ naheliegende – insofern also auch eine langweilige. Deshalb haben wir uns überlegt, wir machen das nicht so, wie es viele Bands gemacht haben: Du spielst einfach deine Songs, und im Hintergrund dudeln ein paar Geigen oder meinetwegen auch ein ganzes Sinfonieorchester. Dadurch erweitert sich zwar das Spektrum, alles wird größer und pathetischer, aber substanziell verändert sich nichts. Unser Ansatz war dagegen: Das Orchester wird der Star sein, der Performer, um den es geht. Und dann gucken wir mal, was dabei herauskommt. Das war nämlich keinem so richtig klar.

Und was ist passiert?

Gold: Durch die Zusammenarbeit mit dem Orchester und zwei wirklich tollen Arrangeuren, Max Knoth und Christian Lohr, die uns mit ihrer monumentalen Erfahrung behilflich waren, haben sich die Stücke wirklich verändert. Man lernt sie noch einmal ganz neu kennen – mit wenigen Ausnahmen. Bei „Forever young“ ist es einfach schwer, eine andere Version hinzukriegen. Da haben wir im Prinzip alles so gelassen und das Orchester einfach spielen lassen. Doch bei allen anderen hat es sehr gut geklappt, und unser Plan ist aufgegangen: Die Stücke sind aus ihrem Kontext gerissen worden und klingen jetzt komplett zeitlos.

Ist dir die Zeitlosigkeit von „Forever young“ schon damals bewusst gewesen?

Gold: Wenn wir gewusst hätten, was wir da fabrizieren, hätten wir es wahrscheinlich vor lauter Nervosität verbockt. Ich verstehe „Forever young“ eigentlich nicht. Für mich ist nachvollziehbar, dass es so unglaublich populär ist – ohne Übertreibung schätze ich, dass mindestens ein Viertel der Menschheit diesen Song schon einmal gehört hat. Aber er funktioniert aus Gründen, die nicht beabsichtigt waren und sich auch nicht aus der Melodie oder dem Text ergeben. Sondern daraus, dass er eine elementare Aussage zu völlig widersprüchlichen Situationen treffen kann: Leute spielen ihn auf Geburtstagen, Begräbnissen, oder Hochzeiten. Er antwortet auf alle möglichen Situationen.

Interessant, dass so etwas quasi aus Versehen passieren kann.

Gold: Bei mir stand im Gegensatz zu Bernd oder Frank immer der Wunsch im Vordergrund, einfach irgendwie Musik zu schreiben. Wenn ich dazu einen Vorschlaghammer oder eine Kaffeemaschine hätte benutzen müssen, hätte ich eben das genommen. Wir waren keine Instrumentalisten, sondern totale Amateure. Die einzigen Möglichkeiten, die wir hatten, waren Synthesizer, Sequencer, Rhythmusmaschinen, die uns das Lernen abgenommen haben. Ohne diese Technologie hätte es Alphaville niemals gegeben.

Meinst du, wenn ihr damals schon ein Orchester zur Hand gehabt hättet, hättet ihr es benutzt?

Gold: Natürlich, dann hätten wir nicht selber spielen müssen! (lacht) Zumindest in meiner Welt war das so. Frank und Bernd waren wirklich fasziniert von den klanglichen Möglichkeiten dieser Instrumente – mir war das alles vollkommen wurscht. Frank hasst elektrische Gitarren, deshalb haben wir sie nicht benutzt. Ich fand sie eigentlich super, konnte aber nicht spielen, deswegen war das nie ein Problem.

„Meine Stimme ist für einen 68-Jährigen noch immer gut in Schuss. Das wundert mich selber – ich tue nämlich nichts dafür, im Gegenteil.“ Marian Gold von Alphaville im Interview zum neuen Album „Eternally yours“.

Dein Job war ja sowieso der Gesang. Ich war ehrlich gesagt überrascht, wie sehr du auf dem Album noch wie früher klingst. War das eine Herausforderung?

Gold: Es war eigentlich kein großes Problem, weil wir die Sachen ja live spielen. Allerdings sind auf dem Album auch Songs dabei, die ich seit den Originalaufnahmen nie wieder gesungen habe. Außerdem wollte ich möglichst alles in der ursprünglichen Tonart singen, was auch fast geklappt hat. Meine Stimme ist für einen 68-Jährigen noch immer gut in Schuss. Das wundert mich selber – ich tue nämlich nichts dafür, im Gegenteil. Ich bin halt ein Naturtalent! (lacht)

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