Die rassistischen Klischees der Comedy
Die Truppe RebellComedy hat ihre erste Serie: „Ethno“ verhandelt postmigrantische Themen und ist gleichzeitig sehr, sehr komisch.
Ben (Benaissa Lamroubal) arbeitet in einem Callcenter und ist verschuldet – die Bafög-Rückzahlung wird bereits vom Inkassounternehmen eingfordert. Ihm ist klar: So kann es nicht weitergehen. Doch wie soll er an Geld kommen? Aktuell hat Ben die Wahl: Entweder meldet der Studienabbrecher sich mit einem gefälschen Behindertenausweis bei einer Bastketballmannschaft für Rollis an, oder er steigt auf die Stand-up-Bühne; es ist nämlich ein Nachwuchswettbewerb ausgeschrieben, und der Sieger erhält 2 000 Euro.
„Ethno“ ist die erste Serie der Comedytruppe RebellComedy. Sie wurde vom WDR produziert, aktuell kann man sie sowohl in der ARD-Mediathek als auch auf Youtube sehen – was ein Glück ist. Denn die Ausstrahlung im linearen Fernsehen ist mit heute und morgen Nacht um 2.15 Uhr auf eine inakzeptable Uhrzeit gelegt. Wenigstens im Spartensender One wird die Serie Freitagabend um 21 Uhr ausgestrahlt.
Zurück zum Inhalt: Benaissa Lamroubal, der Ben spielt, gehört dazu, auch Babak Ghassim, der gemeinsam mit dem Schriftsteller Massoud Doktoran das Drehbuch schrieb, ist ein Akteur der Comedygruppe, in der auch Enissa Amani erste Bühnenerfahrung sammelte. Khalid Bounouar spielt in einer Nebenrolle einen windigen Geschäftsmann, der die kleinen Gelegenheitsjobs vermittelt und mit Schwarzmarkt-Deals seine Kohle verdient. „Ethno“ verbindet hervorragend komische Elemente mit ernsthaften Themen. So steht Bens Konflikt mit seinem Vater immer wieder im Raum. Der war von Marokko nach Deutschland gekommen, um seinem Sohn den beruflichen Aufstieg zu ermöglichen. Ben jedoch hat heimlich sein Ingeneurstudium geschmissen – die Enttäuschung des Vaters ist also nur eine Frage der Zeit.
„Ethno“ wirft vor allem auch einen kritischen Blick auf die Comedyszene und ihre rassistischen Klischees. Bens Qualitäten als Comedian verschaffen ihm nicht die erhoffte Freiheit. Was man von ihm will und was auch das nötige Geld bringen könnte, ist die Rolle des tumben Salafisten, der noch an die Belohnung durch 72 Jungfrauen im Himmel glaubt. RebellComedy hinterfragt mit der postmigrantischen Serie die eigene Rolle als Comedians in Deutschland.