Evelinn Trouble über den Moment, in dem Kultur ihr Leben verändert hat
Und dann war alles anders: Wir haben mit Evelinn Trouble über den Moment gesprochen, als Jimi Hendrix ihr Leben verändert hat.
„Mit ungefähr sieben oder acht Jahren habe ich Jimi Hendrix im Fernsehen gesehen. Wir selbst hatten keinen Fernseher und waren bei Freunden meiner Eltern zu Besuch. Mein Bruder hat irgendetwas mit deren Sohn gespielt, ich war also ganz allein. Es war die Performance beim Monterey Pop Festival 1967. Sie hat mich einfach unglaublich beeindruckt – meine Kinnlade war unten, und ich habe mich gefragt: Wie kann ein Mensch so Musik machen? Ich glaube, danach habe ich meinen Eltern gesagt, dass ich E-Gitarre spielen wollte. Meine Mutter ist Jazzsängerin, ich hatte also schon Zugang zu Musik, sie hatte mir das Klavier gezeigt. Wir hatten auch viele Platten, es kann sein, dass ich Jimi schon gehört hatte.
„Ich habe mich gefragt: Wie kann ein Mensch so Musik machen?“
Aber diese Erfahrung war ein Augenöffner, weil auch die visuelle Ebene dabei war: Jemanden zu sehen, der so gut musiziert, war mindblowing. Du kannst zuschauen, wie die Ideen aus ihm raussprudeln. Das war das erste Mal, dass mich ein Instrument inspiriert hat. Ich habe angefangen, E-Gitarre zu spielen, und später mit zwei anderen Mädels meine erste Grungeband gegründet. So hat alles seinen Lauf genommen – obwohl ich nie gedacht habe, dass ich so gut sein könnte wie Jimi Hendrix. Das hat ja auch extrem viel mit Üben zu tun, was mich nicht so interessiert hat. Es ging bei mir schon sehr früh ums Songschreiben und um den Gesang. Ich bin heute keine Virtuosin auf der Gitarre, aber ich kann mich begleiten.
Heute würde ich wahrscheinlich mit anderen Augen auf das Konzert gucken, auch aus feministischer Perspektive. Später macht er diesen komischen Move und zündet seine Gitarre an. Für mich braucht es das nicht, ich kann mir vorstellen, dass es ein Publicity Stunt war. Schon damals hat mich das schockiert: Wie kann jemand so schön Musik machen und dann in so etwas Billiges abrutschen? Du siehst auch an den Gesichtern im Publikum, dass die Frauen sich fragen, was er da macht. (lacht) Ich habe das Konzert seit damals nie wieder gesehen, aber es hat sich extrem eingeprägt. Eigentlich müsste ich es mal wieder schauen.“