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Goldsucher

Farhot
(Foto: Caroline International)

Auf seinem neuen Album setzt sich Starproduzent Farhot mit seinen Wurzeln auseinander. In der Musik Afghanistans hat er dabei unerwartete Schätze gefunden.

Farhot, dein neues Album ist ein Blick zurück, eine Auseinandersetzung mit deiner eigenen Biografie. Warum hast du dich entschlossen, diese Geschichte jetzt zu erzählen? Wie hat es sich angefühlt?

Farhot: Anfangs musste ich mich ein wenig zwingen. Es war wie eine Aufgabe, die abzuarbeiten war. Ich dachte, es wird beim zweiten Teil ähnlich wie beim ersten: eine Zusammenstellung aus bestehenden Beats und fertig. Nachdem ich aber auf Youtube das Video eines afghanischen Kriegs„helden“ gefunden hatte, der mich mit dem Vortrag eines Gedichtes überrascht hatte, wurde ich neugierig. Es wurde zu einer längst überfälligen Recherche nach Kunst- und Filmschaffenden aus Afghanistan.

Ich habe interessante Werke gesucht und Gold gefunden. Insbesondere Siddiq Barmak habe ich diesen Motivationsschub zu verdanken, durch den aus einer Standard-Hiphop-Beatcompilation ein für mich persönliches Werk entstand. Ich sah in „Kabul Fire Vol.2“ eine Möglichkeit, einige ältere Werke wieder ein wenig aufleben zu lassen – beziehungsweise haben diese alten Werke mein Album möglich gemacht.

Was siehst du heute, wenn du nach vorne schaust? Was sind deine künstlerischen Pläne für das neue Jahr? Worauf freust du dich?

Farhot: Mit meinem Label Kabul Fire Records habe ich mir vorgenommen, Produzent*innen die Möglichkeit zu geben, eigene Karrieren aufzubauen, ohne sich je künstlerisch verbiegen zu müssen. Ungefilterte Musik ist das, was interessiert. Alles andere gehört in den Fahrstuhl oder läuft einfach auf halber Lautstärke nebenbei.

„Es gibt unendliche Möglichkeiten, originell zu klingen“

Du hast nach eigener Aussage hier einige der besten Beats deiner Karriere gebaut. Wie schafft man es als Produzent, gleichzeitig auf der Höhe der Zeit und doch sich selbst treu zu bleiben?

Farhot: So richtig kann ich das nur für mich selber beantworten. Ich skippe Lieder relativ schnell weg, wenn ich höre, dass sie versuchen, etwas anderem nachzueifern. Mich überzeugt eher Originalität. Es gibt unendliche Möglichkeiten, originell zu klingen. Für mich wird Musik irrelevant ohne eine eigene Persönlichkeit dahinter. Das ist mir wichtiger, als zu gucken, was gerade gut läuft.

HipHop ist als Genre erfolgreicher als je zuvor, in Deutschland längst das erfolgreichste von allen. Was kann er 2021 leisten, um seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden?

Farhot: Ich sag hier ganz klassisch: HipHop schuldet der Gesellschaft nichts. Wenn überhaupt, dann eher andersrum. Hörst du in Musik etwas, was dich verstört oder enttäuscht, dann frag dich besser, warum das so ist.

Kabul Fire Vol. 2 ist gerade erschienen.

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