„Feuerjagd“ von Tana French
Tana French schreibt zeitgemäße irische Krimis – und bedient sich dabei für „Feuerjagd“ ausgerechnet bei einem verstaubten Genre.
„Feuerjagd“ von Tana French ist unser Krimitipp der Woche
Goldrausch im wilden Westen! Nein – nicht im historischen Wilden Westen der USA, sondern im ländlichen Westen Irlands der Gegenwart. Tana French führt uns in der Fortsetzung von „Der Sucher“ (Fischer, 2022) zurück in das Dorf Ardnakelty. Zwei Jahre sind vergangen, seit sich der pensionierte Chicagoer Detektiv Cal Hooper hier niedergelassen und eine väterliche Verbundenheit zu der eigensinnigen 15-jährigen Trey aufgebaut hat. Die beiden Außenseiter mussten erfahren, dass Familienfehden hier auch noch über Generationen hinweg gefährlich sind, und sie mussten ihre bisherigen Vorstellungen von Gerechtigkeit revidieren.
Wie im klassischen Western üblich, beginnt neuer Ärger, wenn jemand ins Dorf reitet und das fragile Gefüge stört. Hier passiert das im übertragenen Sinne in Gestalt von Treys ungeliebtem Vater Johnny, der in „Feuerjagd“ nach vier Jahren zurückkehrt und gleich wieder auf dicke Hose macht. In einem Irish Pub in London hat er nämlich den feinen Pinkel Cillian Rushborough kennengelernt, der angeblich weiß, wo sich nahe dem Dorf ein Goldschatz verbirgt. Zusammen mit Cillian heizt Johnny die Gier der einheimischen Farmer an, die in dem ungewöhnlich heißen Sommer um ihre Ernte bangen und für einen verwegenen Plan empfänglich sind. Cal wittert eine Gaunerei, muss die aufgebrachte Trey im Zaum halten und einen kühlen Kopf bewahren. Als ein Mord geschieht und dazu noch ein verheerendes Feuer ausbricht, droht die Lage im Dorf, außer Kontrolle zu geraten …
In „Feuerjagd“ erzählt Tana French eindrucksvoll von Selbsttäuschung, Loyalität, Rache, Schuld und Strafe.
Tana French wird immer besser: Mit ihren Ardnakelty-Romanen setzt sie eine moderne Western-Story einfühlsam und dialogstark in Szene, ohne dabei in die Klischeefalle zu geraten. Ihr gelingt eine Reminiszenz an das Genre, welches als Vorläufer des Kriminalromans gilt, und sie erzählt eindrucksvoll von Selbsttäuschung, Loyalität, Rache, Schuld und Strafe. Tana French zeigt die Schwächen und Stärken einer Gesellschaft, die in ihrer Unvollkommenheit liebenswert und kein Märchen aus dem Wilden Westen ist. Unbedingt vor dem nächsten Irland-Urlaub lesen!
Mit „Feuerjagd“ hat es Tana French auf unsere Liste der besten Krimis im September 2024 geschafft