Der Sänger, Songwriter und DJ Fink fängt die Sterne ein
Früher fand er die Berliner Bars und Klubs noch spannend, doch inzwischen setzt Fin Greenall alias Fink ganz andere Prioritäten.
Wenn Fin Greenall alias Fink sich die Sterne angucken will, legt er sich nachts in den Garten hinter dem Haus seiner Eltern im Westen Cornwalls. „Dort gibt es überhaupt keinerlei Lichtverschmutzung. Der Blick ist wirklich atemberaubend“, schwärmt er. Nicht weniger atemberaubend ist der Song, der aus Finks Himmelsbetrachtung erwachsen ist: „We watch the Stars“. „Natürlich ist es ein komplett größenwahnsinniges Unterfangen, das gesamte Firmament in einem einzigen Stück Musik abbilden zu wollen“, sagt der 47-Jährige schmunzelnd. „Auf der anderen Seite macht es aber auch Spaß, sich als Musiker große Ziele zu setzen.“
Fink bio
Viel größer als auf „Bloom innocent“, diesem so umwerfend wuchtigen wie zarten, extrem intimen und dann aus dem Stand klanglich ausufernden Exemplar eines Albums, kann ein Musiker auch kaum klingen. Es sind nur acht Songs darauf enthalten, doch keiner ist kürzer als fünf Minuten, und wirklich jede der Kompositionen lässt beim Zuhören eine Landschaft im Kopf entstehen. „Ich wollte ein Album ohne Laptops und technisches Gedöns aufnehmen. Diese Lieder wollten rennen, sie wollten Rad fahren, sie wollten raus an die frische Luft und sich austoben. Also habe ich mit meinem angestammten Coproduzenten Flood eine Platte auf den Herd gestellt, die holzig und ein bisschen staubig, sehr bio und superkräftig schmeckt.“
Gemeinsamer Wandel
Fink ist seit fünf Jahren Berliner, wohnt in Friedrichshain und hat in sein gemütliches Hinterhofstudio geladen. Hier, in einer Ecke vom Wedding, ist das Leben von der Gentrifizierung noch weitestgehend verschont geblieben ist. „Alles in Berlin wird hübscher und sauberer gemacht“, widerspricht er dem gängigen Klischee der Stadt. „Durch den Park hier nebenan wäre selbst ich bis vor einem Jahr nachts nicht gegangen, und jetzt haben sie dort einen Kinderspielplatz gebaut.“ Fink hat als DJ mit Elektro und Acid Jazz in den 90ern angefangen und ist dann irgendwann zum atmosphärischen Pop-Songwriting gewechselt, weil er nach eigener Aussage irgendwann festgestellt hat, dass er mit Bonobo und Aphex Twin nicht mithalten kann. Heute behauptet er, dass der Umzug nach Berlin ihn gerettet und erneuert habe. „In London war ich zu stark dem zerstörerischen Leben zugeneigt. Außerdem konnte ich mir die Stadt nicht mehr leisten, obwohl ich als Musiker vergleichsweise erfolgreich bin. Auch in Berlin war ich anfangs noch der Typ, der bis in die Puppen durch die Bars gezogen ist. Aber heute gehe ich lieber morgens ins Meditationszentrum. Und anschließend in den Biosupermarkt, damit ich mir abends was Leckeres und Gesundes kochen kann.“