Fjarill über „Walden“: Musik ist die Muttersprache
Auch nach zehn Alben unterhält sich das schwedisch-südafrikanische Duo Fjarill am allerliebsten ohne Worte.
Fjarill im Interview zu „Walden“
Aino, Hanmari, mit „Walden“ veröffentlicht ihr bereits euer zehntes Album. Fühlt sich das auch wie ein Meilenstein an?
Aino Löwenmark: Es ist immer etwas Besonderes, wenn man ein neues Album macht. Aber das hier hat schon irgendwie eine andere Klangwelt eröffnet. Es fühlt sich alles geborgen an, selbstverständlich – als wären die Lieder schon immer da gewesen.
Hanmari Spiegel: Album Nummer zehn hat etwas Magisches. Es sind jetzt auch etwa 20 Jahre, aber gleichzeitig fühlt sich die Zeit ganz kurz an.
Seht ihr eine Entwicklung, wenn ihr heute auf eure Diskografie zurückschaut?
Spiegel: Als Wort würde ich „kompromissloser“ wählen. Wir machen das, was gerade ansteht und womit wir glücklich sind.
Löwenmark: Es ist kein Anbieder-Album. Wir haben uns nicht gefragt, wie die Leute es finden werden, sondern einfach gemacht, was uns passt.
Auf dem Album gibt es vier Songs auf Deutsch, für eure Verhältnisse viel – sagt das auch etwas darüber aus, wie sich eure Beziehung zu Deutschland und speziell zu Hamburg entwickelt hat?
Spiegel: Nach so langer Zeit ist Hamburg schon auch Heimat geworden. Wir haben so tolle Begegnungen hier – musikalisch, menschlich, familiär. Hier ist ein neuer Satz Wurzeln gewachsen, auch wenn die anderen Wurzeln noch tiefer sind und immer bleiben werden. Vielleicht drückt sich das auch in dem Wagnis aus, so viel Deutsch zu singen.
Ist es denn ein Wagnis, auf Deutsch zu singen?
Spiegel: Es ist vielleicht ein bisschen gefühlsschwanger, von einem Wagnis zu sprechen … (lacht)
Löwenmark: Es ist einfach nicht die Muttersprache, wodurch es mehr Barrieren in der Stimme gibt. Das ist einfach so. Ich finde aber auch, dass wir jetzt reif genug sind, um das überhaupt zu erkennen. Zugleich ist Deutschland mittlerweile eine musikalische Heimat, da kann man der deutschen Sprache ein paar Lieder schenken – auch wenn es vielleicht nicht ganz so perfekt klingt.
Ihr seid nicht nur ein musikalisches Duo, auch eure Familien sind eng verwoben, denn eure Ehemänner sind Brüder. Inwiefern ist das ein Faktor, wenn ihr gemeinsam spielt?
Spiegel: Das ist eine interessante Frage. Da ist auf jeden Fall eine tiefe Verbundenheit auf vielen Ebenen, wir kennen ja etwa unsere Kinder seit ihrer Geburt. Wir haben viel miteinander erlebt, gute und schlechte Zeiten. Das schweißt natürlich zusammen und färbt auch die Musik ganz intensiv.
Also macht die Vertrautheit auch das Musizieren einfacher?
Löwenmark: Bevor wir Musik machen, reden wir über private Sachen. Darüber, wie es uns geht. Bei unserem letzten Album „Poësi“ hatte ich etwa sehr viel Heimweh, darüber haben wir auch gesprochen. Das konnte die Musik dann bestätigen. Uns verbindet ja außerdem, dass wir beide aus dem Ausland kommen. Wenn ich mit Hanmari Musik mache, ist das für mich wie eine Heimat in Deutschland. Was interessant ist: Wir reden ja immer in einer Fremdsprache miteinander, Hanmari und ich. Aber wenn wir dann Musik machen, ist das gar keine Fremdsprache mehr …
Spiegel: … genau, es ist die Muttersprache. Es ist sehr unmittelbar, ganz direkt, es gibt keine Worte, die Missverständnisse verursachen können.