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Françoise Cactus ist tot

Stereo Total, Links: Françoise Cactus
Françoise Cactus (links) mit ihrem Partner und Bandkollegen Brezel Göring

Als eine Hälfte von Stereo Total sang sie über Nacktheit und „Liebe zu dritt“. Nun ist die Sängerin im Alter von 57 Jahren gestorben.

Die Musikerin Françoise Cactus ist tot. Wie ihr Management gegenüber der Deutschen Presse-Agentur bekannt gab, starb die Sängerin nach langer Krankheit im Alter von 57 Jahren. Zuvor hatte der Berliner Radiosender Radio Eins über den Tod von Cactus berichtet, bei dem sie seit 2016 das Format Die Sendung moderierte.

Als Françoise van Hove wurde die Künstlerin in Villeneuve-l’Archevêque im französischen Burgund geboren. Mitte der 80er-Jahre kam sie nach Westberlin, wo sie sich zunächst der Rockband Lolitas anschloss, bei der sie Schlagzeug spielte und sang. Hauptberuflich war Cactus zu dieser Zeit als Layouterin bei der taz tätig.

1993 gründete sie mit ihrem Partner Brezel Göring die Band Stereo Total, bei der sie ebenfalls hinter den Drums saß und dazu den Gesang übernahm. Ihre größten Erfolge feierte das Duo mit Songs wie „Liebe zu dritt“ oder „Ich bin nackig“, die sich auf humorvolle Weise mit Liebe und Sex auseinandersetzten. Bekannt war die Band auch für ihre bewusste Ablehnung von Virtuosität und ihr klares Bekenntnis zur Einfachheit und zum LoFi. So durfte kein Instrument teurer sein als 50 Euro. Das letzte Album der Band, „Ah! Quel Cinéma!“ erschien 2019.

Erfolge feierte Cactus auch als Autorin. 1997 erschien ihr erstes Buch „Abenteuer einer Provinzblume“, in dem sie ihre eigene Biografie als fiktive Geschichte neu entwirft, mit „Zitterparties“ veröffentlicht sie 1999 einen Detektivroman für Jugendliche.

2004 geriet Françoise Cactus im Rahmen der Ausstellung „When Love turns to Poison“ in die Schlagzeilen. Thema der Ausstellung war das Rollenbild der Frau, damit verbunden aber auch die Darstellung sexueller Wünsche und Tabus. Weil Cactus sich selbst als nackte Strickpuppe und dazu Fotos und Videos von Kindern zeigte, die in obszönen Posen zu sehen waren, wurde ihr Kinderpornografie vorgeworfen. In dem Buch „Wollita – Vom Wollknäuel zum Superstar“, das gemeinsam mit dem Künstler Wolfgang Müller entstand, arbeitet sie die Ausstellung und ihre Folgen auf.

Auf der Homepage von Stereo Total wurde eine kurze Stellungnahme zum Tod von Cactus geteilt. Darin schreibt die Band, dass sie am Morgen des 17. Februar friedlich in ihrer Berliner Wohnung gestorben sei. Dazu teilte die Band ein Foto, das die Band in jungen Jahren mit Zigarette in der Hand zeigt. Das Bild ist Schwarz/Weiß, in Erinnerung bleiben wird die Sängerin den meisten jedoch als das Gegenteil – knallig, bunt und ekstatisch.

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