Frank Göhre: Verdammte Liebe Amsterdam
Mit „Verdammte Liebe Amsterdam“ zeigt Frank Göhre, dass man keine 200 Seiten braucht, um eine gute Krimigeschichte zu erzählen.
Wer die Aspirin mit Whiskey runterspült, will möglichst schnell den Schmerz betäuben. Schorsch dröhnt der Kiefer. Hat ordentlich aufs Maul bekommen, als er in einem Amsterdamer Rotlichtschuppen rumschnüffelt hat. Er sucht den Typen, der seinen Bruder Michael erschlagen hat. Gar nicht so leicht, war ja seit Jahren Funkstille. Was der Mike wohl in Köln so getrieben hat? Wieder mit Jutta gevögelt, die seit Jugendtagen mit den beiden Brüdern rumhing – aber was noch? Schorsch findet Notizen und stößt auf eine andere Frau: Martina. Nach ihrer 15-jährigen Tochter Suse hat Michael gesucht, als sie von zu Hause ausbüxt. Schorsch folgt der Spur nach Amsterdam, wo Suse jetzt mit dem jungen Arif die Touris abzockt. Üble Szene dort: Hasch, Heineken und weiß der Henker was. Zu viel steht plötzlich für alle auf dem Spiel. Schorsch kämpft, dass ein altes Geheimnis der beiden Brüder nicht ans Licht kommt. Vergangenes lässt man besser ruhen – doch nicht jeder sieht das so. Frank Göhre zeigt, dass man keine 200 Seiten braucht, um eine gute Krimigeschichte zu erzählen. Mit kurzen Sätzen skizziert er seine authentischen Charaktere: Männer fürs Grobe, desillusionierte Frauen, Halbstarke und schmierige Bullen. Göhre bleibt nah an dem, was denen da draußen wirklich passiert: Familienhorror, Eifersucht und Kiezkrawall. Schnörkellos entwickelt der gewiefte Drehbuchautor das Beziehungsgeflecht in knappen Szenen und wohldosierten Rückblenden. Da stimmen Sound und Dialog, da fällt der Schuss und fliegt das Messer genau im richtigen Moment. Frank Göhre kommt am Ende mit Andeutungen und ohne großes Gemetzel aus. Das überlässt er lieber denen, die gerne dicke Bücher schreiben. nh
Frank Göhre Verdammte Liebe Amsterdam
CulturBooks, 2020, 168 S., 15 Euro