Zum Inhalt springen

Franz Erhard Walther. Shifting Perspectives

Joseph Beuys verhinderte einst seine Ausstellungen. Heute gibt es keinen passenderen Zeitpunkt für einen Perspektivenwechsel auf Franz Erhard Walther.

Ausstellungen müssen handlungsorientierter werden, interaktiver, immersiver. So etwa klingt es, wenn Ausstellungsmacher*innen heute über neue Konzepte nachdenken. Kunst muss erreichbar sein, auf möglichst vielen Sinnesebenen. Am besten kann man alles anfassen, wenn man eine Galerie oder ein Museum betritt – oder man wird gleich mit zum Ausstellungsobjekt.

Dabei ist diese Idee gar nicht so neu. In den 1960er Jahren entwickelte sich die Prozesskunst. Und der Name ist Programm: Ähnlich wie beim Happening oder einer Performance entsteht das Werk erst durch eine Handlung, oft durch Einbeziehung der Besucher*innen; und auch der Raum wird zum Mitspieler. Entscheidende Schlüsselfigur hierzu ist Franz Erhard Walther. Er durchlebte sein Kunststudium in genau dieser Zeit, in der partizipative Kunstformen die Avantgarde bildeten. Mit allerhand Materialien, wie Textilien, Schaumstoff oder Holz bespielt Walther seither den Raum und nicht selten auch die Menschen darin. In seinem „1. Werksatz“ konnte man sich als Besucher*in in seine Stoffe einfach hineinlegen, sie zusammen- oder auseinanderfalten. Während heute so mancher Aufsichtskraft bei diesem Anblick womöglich ein Herzinfarkt droht, gehört dies zu Walthers Kunstkonzept dazu: Jede Handlung, jede Geste verändert seine Werkgestalt und erweitert sie.

Anfangs fand Walthers Kunst kaum Anklang. Joseph Beuys verhinderte sogar zwei Ausstellungen, da er nichts davon hielt. Klingt nach klassischem Fall von Seiner-Zeit-voraus-sein … Und heute? Einen passenderen Zeitpunkt für einen Perspektivenwechsel auf Franz Erhard Walther kann es nicht geben! jb

Haus der Kunst 6. 3.–2. 8.

Mehr Infos zur Ausstellung gibt es auf der Homepage vom Haus der Kunst.

Beitrag teilen: