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Frida Kahlo ist hier mal ganz anders zu sehen

Frida Kahlo
Frida Kahlo, fotografiert von Nickolas Muray, 1946. Diego Rivera & Frida Kahlo Archives, Bank of Mexico, Treuhänder im Diego Rivera and Frida Kahlo Museum Trust

Die Opelvillen in Rüsselsheim zeigen in „Frida Kahlo. Ihre Fotografien“ viele Lichtbilder von und mit der mexikanischen Malerin. Wir sprachen mit Dr. Beate Kemfert, Vorstand und Kuratorin der Opelvillen.

Frau Dr. Kemfert, was zeigen Sie alles bei Ihrer Ausstellung „Frida Kahlo. Ihre Fotografien“?

Dr. Beate Kemfert: Wir zeigen ausschließlich den fotografischen Nachlass von Frida Kahlo, das heißt, auch ihre ausgestellten Porträtfotografien hat sie gesammelt. Es sind sowohl Familienbildnisse, Schnappschüsse als auch Aufnahmen renommierter Fotografien und Fotografen zu sehen. Frida Kahlo bewahrte Fotografien auf, denen sie ihren persönlichen Stempel aufdrückte, indem sie Dinge aus ihnen ausschnitt, Widmungen auf sie schrieb und sie personalisierte. Neben dem Einblick in das Leben einer der bemerkenswertesten Künstlerinnen des 20. Jahrhundert wird sichtbar, welch wichtige Inspirationsquelle Fotografien für ihre Gemälde waren.

Frida Kahlo: Die Neigung zum Selbstporträt

Kahlo wurde von ihrem Vater, einem Fotografen, nicht nur oft abgelichtet, er lehrte sie auch das Aufnehmen und Entwickeln von Fotos und Techniken des Retouchierens. Wie schlägt sich das in Kahlos eigenen Fotografien nieder?

Kemfert: Die Lehre des Vaters schlägt sich nicht in den Fotografien von Frida Kahlo nieder, die sie selbst anfertigte. Ihre Fotografien zeigen eher einen Einfluss der Fotografin Tina Modotti (1896–1942), mit der Kahlo nicht nur eng befreundet war, sondern sich auch gelegentlich über fotografische Fragen austauschte.

Und was hatten die Fotografien und diese familiäre Prägung für einen Einfluss auf Kahlos Malerei?

Kemfert: Die Fotografien ihres Vaters Guillermo Kahlo hatten einen großen Einfluss auf Fridas Selbstdarstellung. In unserer Ausstellung beleuchten wir insbesondere seine Selbstporträts, die sich von den Anfängen bis ins Alter wie eine Autobiografie lesen lassen. Dadurch wird deutlich, inwieweit Frida von Guillermos Neigung zum Selbstporträt infiziert wurde. Ebenfalls werden Familienbildnisse mütterlicherseits zu sehen sein, die Fridas mexikanische Herkunft verdeutlichen. Ein fotografisches Porträt ihrer Mutter Matilde Calderón y González im fantasievollen, womöglich selbstgenähten Kostüm, zeigt, welchen Einfluss Matilde Kahlo auf ihre Tochter Frida hatte, sich in Trachten der Region zu zeigen und damit Aufsehen zu erregen.

Auf ihren Selbstbildnissen schaut Kahlo uns extrem direkt an, selbstbewusst, herausfordernd und stark. Hat sie die Wirkungsmacht des direkten Blicks durch die Fotografie gelernt?

Kemfert: Quasi von Geburt an war die Kamera für Frida ein vertrauter Gegenstand. Wenn man die Fotografien anschaut, die ihr Vater von ihr als Kind gemacht hat, gewinnt man den Eindruck, dass sie sich von Kindesbeinen an vor der Kamera wohlfühlte. Sie lernte durch die fotografische Schule ihres Vaters direkt ins Objektiv zu blicken, um das, was sie ausdrücken wollte, auch hervorbringen zu können.

Opelvillen: Die Beziehung zwischen Malerei und Fotografie

Die Fotografien sind auch der Beweis, dass die auf ihren Gemälden immer so selbstbewusst, stark und fast grimmig dreinschauende Frida auch mal befreit gelacht hat.

Kemfert: Zu Beginn der Ausstellung ist jene Aufnahme von Gisèle Freund (1908–2000) zusehen, die Frida Kahlo an der Staffelei zeigt, als sie 1951 das Porträt ihres Vaters Guillermo malte. Dieses Gemälde entstand zu einem Zeitpunkt, als der Vater schon tot war. Interessanterweise nutzte Frida Kahlo als Vorlagen Aufnahmen, als der Vater jung war. Darüber hinaus porträtierte sie ihren Vater als Fotografen und reflektierte so auch die komplexe Beziehung zwischen Malerei und Fotografie.

Dr. Beate Kemfert, Vorstand und Kuratorin der Stiftung Opelvillen, Rüsselheim (Foto: © Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim, Foto: Frank Möllenberg)
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