Fünf Skaterinnen ziehen durch New York
„Betty“ zeigt ein weibliches Skaterkollektiv, das sich in einer männlich dominierten Kultur behaupten muss. Die Geschichte stammt direkt aus dem Leben.
Nach einer Figur namens Betty sucht man in der neuen, gleichnamigen Serie vergeblich. Kein Wunder: Das Wort meint hier auch einen Slangausdruck aus dem amerikanischen Skaterjargon. Gemeint ist ein Mädchen, das in Skateparks abhängt und den Jungs zusieht, wie sie ihre Tricks aufführen. Denn meistens sind es nun einmal Jungs, die sich auf das Skateboard stellen – zumindest, wenn man Film und Fernsehen glaubt. Ob in Gus van Sants „Paranoid Park“ oder Jonah Hills „Mid90s“, es sind so gut wie immer Männergeschichten, die hier erzählt werden. Mit ihrer neuen Comedyserie, die am 8. 12. auf Sky startet, will Crystal Moselle das endgültig ändern.
„Betty“: Ein sexistischer Ausdruck wird zurückerobert
„Betty“ schildert den Alltag einer Skatercrew, die nur aus Frauen besteht. Das ist selbst in New York noch immer nicht selbstverständlich, und die Gruppe muss sich immer wieder mit Sexismus herumschlagen. So sind es zum Beispiel nur männliche Skater, die einen Schlüssel zu den exklusiven Hallen bekommen. Die All-Girl-Skate-Crew findet so fast automatisch zusammen: Nur gemeinsam können sie sich behaupten.
Dabei sind die Persönlichkeiten der Freundinnen denkbar unterschiedlich. Kirt (Nina Moran) ist entspannt und respektlos, Janay (Dede Lovelace) zupackend und vernünftig. Honeybear (Moonbear) wiederum wirkt schüchtern und filmt gern, Indigo (Ajani Russell) handelt mit Drogen, obwohl sie eigentlich reich ist. Als einzige genießt Camille (Rachelle Vinberg) den Respekt der männlichen Skater im Park. Doch schon in der ersten Folge zeigt sich, wie brüchig diese Anerkennung sein kann.
Nach einer wahren Geschichte
Das Besondere an „Betty“: Die Schauspielerinnen skaten wirklich gemeinsam und spielen mehr oder weniger realistische Versionen ihrer selbst. Schon 2018 hat Regisseurin Moselle mit ihnen den Film „Skate Kitchen“ gedreht, nachdem sie ein paar von ihnen zufällig in der U-Bahn getroffen hat. Bei der Serie handelt es sich also um eine Art Selbstadaption. Das macht die Performances, inklusive der Skatetricks, denkbar authentisch – und die sympathischen Vibes der Figuren umso liebenswerter.
„Betty“ kommt mit acht halbstündigen Folgen, ist also relativ schnell durchgeschaut. Doch keine Angst: HBO hat bereits grünes Licht für eine zweite Staffel gegeben.