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Kino aus Palästina – „Gaza mon Amour“ bei Arte

Gaza mon Amour Arte
Der wortkarge Fischer Issa (Salim Daw) umwirbt die Witwe Siham (Hiam Abbass). (Foto: Christophe Graillot/Riva Filmproduktion/ZDF/ARTE)

Der 60-jährige Fischer Issa schlägt sich mehr schlecht als recht in Gaza durch. Und will unbedingt das Herz der Witwe Siham erobern …

Heute bei Arte und bis 28. August in der Arte-Mediathek zu sehen: Der 60-jährige Issa Nasser (Salim Daw) führt ein einsames Leben. Seine Schwester wäscht seine Wäsche, sein bester Freund will nach Europa ziehen. Jeden Tag fährt er mit seinem kleinen Kutter zum Fischen raus und verkauft seinem Fang auf dem Markt. Seine Nachbarschaft in Gaza ist desolat, nachts wird regelmäßig der Strom abgeschaltet.

Doch Issa hat ein Geheimnis: Er ist verliebt in die Schneiderin Siham (Hiam Abbas). Allerdings ist er zu schüchtern, um ihr seine Liebe zu gestehen. Da geht ihm eines Nachts ein unverhoffter Fang ins Netz: eine antike, nackte Apollo-Statue mit erigiertem Penis. Statt den Fund zu melden, nimmt Issa die Figur mit nach Hause. Doch das ruft die Polizei auf den Plan …

„Gaza mon Amour“ : Das harte Leben als Alltag

Amgesichts der allgemeinen Situation im Gaza-Streifen schon vor dem aktuellen Krieg wäre es ein Leichtes gewesen, ein verstörendes Drama zu diesem Thema zu drehen. Doch die Brüder Nasser, die bei „Gaza mon Amour“ Regie geführt haben, wählen einen anderen Weg. Zwar ist das harte Leben, das Issa und seine Nachbar:innen führen, in jeder Szene deutlich sichtbar: die Armut, die Polizei, die Gewehrschüsse in der Nacht, die Hamas. Aber Issa hat kein Interesse daran, an diesen Dingen etwas zu ändern. Sie sind so alltäglich, dass sie ihm kaum mehr auffallen.

Stattdessen steht die späte Liebesgeschichte zwischen Issa und Siham im Vordergrund. Es gibt keine romantischen Hindernisse, keine fatalen Missverständnisse, nur die gemächliche Anbahnung einer Beziehung. Die Brüder Nasser haben den Film ihrem Vater gewidmet, und es klar, dass sie eine menschliche Geschichte erzählen wollten, die in Palästina spielt, weil sie selbst von dort kommen. Das ist allerdings weder Sentimentalität noch Eskapismus. Denn schon die Erinnerung daran, dass in einem Gebiet wie Gaza normale Menschen wie du und ich leben, kann ein politisches Statement sein.

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