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„Stellar Drifting“ von George FitzGerald: Unser Mann im All

Portraitfoto George FitzGerald
(Foto: Steve Gullick)

George FitzGerald zieht es mit seinem dritten Album „Stellar Drifting“ in den Weltraum. Doch zu Elon Musk nimmt er keinen Kontakt auf.

George, du hast für dein neues Album viele Aufnahmen von Raumsonden verwendet. Ist es eine Flucht, wenn du mit „Stellar Drifting“ ins Weltall reist?

George FitzGerald: Irgendwie schon, allerdings ist die Entscheidung schon ein oder zwei Jahre vor der Pandemie gefallen. Nachdem ich zehn Jahre in Berlin gelebt hatte, bin ich damals zurück nach London gezogen. Es ist keine politische Platte, aber der Brexit und die Stimmung in Großbritannien haben sich da schon eingeschrieben. Es frustriert mich, wie die Welt immer kleiner wird.

Wenn ich mir eingängige Stücke wie „Passed Tense“ oder „Cold“ anhöre, ist die Mission geglückt.

FitzGerald: In meiner Musik wird es wohl immer melancholische Untertöne geben, aber tatsächlich sind auf dieser Platte auffällig viele Stücke in Dur. Bei Gästen wie Soak, London Grammar und ganz besonders Panda Bear von Animal Collective arbeite ich im Songformat, um diese besonderen Stimmen in Szene zu setzen. Aber daneben soll es auch Platz für seltsame Sounds und unkonventionelle Strukturen geben.

„Diese Erkenntnis ist eine Art Freiraum, in dem die Empörung über all die niederschmetternden Nachrichten zumindest für ein paar Momente relativiert wird.“ George FitzGerald über sein neues Album „Stellar Drifting“

Liegt wirklich ein Trost in dem Gedanken, dass im Angesicht des Weltraums all unsere Probleme klein und unbedeutend sind?

FitzGerald: Tatsächlich beruhigt mich das Wissen, dass die Erde und ja auch das Universum in ein paar Billionen Jahren nicht mehr existieren werden. Diese Erkenntnis ist eine Art Freiraum, in dem die Empörung über all die niederschmetternden Nachrichten zumindest für ein paar Momente relativiert wird. Ich definiere „Stellar Drifting“ gar nicht so sehr als Sci-Fi-Platte, und auf dem Cover sind ja auch keine Astronauten abgebildet. Der Blick auf die Unendlichkeit des Meeres hat einen ähnlichen Effekt.

Aber würdest du das Angebot annehmen, wenn dich Jeff Bezos oder Elon Musk ins All einladen?

FitzGerald: Auf keinen Fall, denn das Machogehabe dieser angehenden Billionäre finde ich einfach nur grotesk. Anders sieht es aus, wenn die NASA den Entschluss fassen sollte, eine Musiker:in auf eine internationale Raumstation zu schicken. Da wäre ich dann wohl an Bord.

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