Ist Kida Khodr Ramadan ein „German Genius“?
Für seine neue Serie holt sich Kida Ramadan Inspiration bei Ricky Gervais und holt die größten Fernsehstars ins Boot.
„German Genius“: Ab sofort auf Warner TV Comedy
Kida Khodr Ramadan – zum Star geworden mit „4 Blocks“, mittlerweile auch Regisseur und bester Freund von Frederick Lau. Aber trotzdem gelingt es ihm nicht ganz, dem Typecasting als Gangster zu entkommen und sich sein eigenes Imperium aufzubauen. Stimmt alles irgendwie im echten Leben, aber auch in German Genius, der neuen Comedy-Serie mit Ramadan in der Hauptrolle und als Produzenten. Darin nimmt sich der Schauspieler gehörig selbst auf die Schippe – und die deutsche Fernsehlandschaft gleich mit. Aber funktioniert das, oder stößt die deutsche Selbstironie wie so oft an ihre Grenzen, wenn’s ans Eingemachte geht?
Das Vorbild für den Meta-Spaß stammt aus England, erneut sowohl im echten Leben als auch in der Serie. Comedian Ricky Gervais outet sich dort als Fan von „4 Blocks“, und der beruflich frustrierte Kida kommt auf die Idee, Gervais’ Serie „Extras“ ein deutsches Remake zu verpassen, wie einst „Stromberg“ eine Adaption von „The Office“ war. In „Extras“ spielt Gervais einen Statisten am Filmset, der mit allen möglichen Hollywoodgrößen aneinandergerät – und die spielen sich alle selbst.
Ein deutsches Remake? Warum nicht, findet Gervais beim Pubgespräch mit Kida, der extra nach London geflogen ist. Nur gibt es in Deutschland keine internationalen Stars. Kein Problem, Kida hat die rettende Idee: In der Serie mit dem Titel „German Genius“ spielen die nur mittelmäßig bekannten Schauspieler:innen deutsche Genies der Geschichte von Schiller bis Beethoven. Und so beginnt die Produktion, die sich bald als weitaus chaotischer herausstellt als erhofft und auch Kidas Privatleben auf den Kopf stellt …
Im Universum der Serie ist es zwar „Extras“, das Kida adaptieren will, in Wahrheit stand aber noch eher eine spätere Gervais-Produktion Pate: „Life’s too short“. Darin hat Gervais sich selbst gespielt, ebenso wie die Hauptfigur, Schauspieler Warwick Davis. In „German Genius“ fehlt die Serie interessanterweise in Gervais’ Filmografie – vielleicht, weil schon damals erste Abnutzungserscheinungen im Konzept sichtbar wurden.
Und auch „German Genius“ ist davor nicht sicher. Zwar gelingt es immer wieder, die Meta-Ebene für Gags zu nutzen: Tom Schilling, Olli Schulz, Daniel Kehlmann, Heike Makatsch, Maria Furtwängler, Wim Wenders, auch Lau und „4 Blocks“-Erfinder Marvin Kren sowie viele andere tauchen auf und machen sich über das eigene Image lustig. Noch komplizierter wird es, wenn Detlev Buck (auch Co-Autor und -Produzent der Serie) einen glücklosen Kollegen von Kida spielt, der nur zufällig so aussieht wie Detlev Buck, oder Ramadans eigene Kinder seine Serienkinder spielen. Andere Gags, wie die Tatsache, dass Kida Gervais’ Nachnamen konsequent falsch ausspricht, landen ebenfalls.
Nur scheint es manchmal, als hätten die Macher:innen über der ganzen Starpower vergessen, dass die Stars auch lustige Sachen machen müssen, damit „German Genius“ als Comedyserie funktioniert. Es ist unterhaltsam, wenn die Untertitel Olli Schulz, der gerade eine Schauspielrolle übernehmen soll, als „Kein Schauspieler“ kennzeichnen, oder wenn Wim Wenders eine Audienz in einem leeren Kino abhält. Oft jedoch sind die diversen Celebrities einfach da, als würde das schon genug Humor vermitteln. Zum Vergleich: Bei „Extras“ spielten sie oft gezielt gegen ihr eigenes Image an, indem etwa Patrick Stewart als misogyner Idiot oder Kate Winslet als Zynikerin auftrat, die nur auf einen Oscar aus war.
Das Drama in Kidas Familie, die unter seinem Ehrgeiz leidet, wirkt teilweise ebenfalls fehlplatziert. Auch hier ist Ramadan Gervais treu, der in seinen Shows früher oder später auf die Tränendrüse drücken will, nicht immer mit Erfolg. Wer hauptsächlich zum Lachen gekommen ist, wird daher möglicherweise enttäuscht sein. Als umfassende Satire auf den deutschen Fernsehbetrieb hat „German Genius“ trotzdem einiges zu bieten.