Haiyti: Speed Date
Deutschlands produktivste Rapperin tauscht Straßenrap gegen Hyperpop – und beweist einmal mehr, dass Quantität Qualität nicht ausschließt.
Mittlerweile können wir unsere Uhr danach stellen: Alle halbe Jahre ist es Zeit für ein neues Haiyti-Album. „Speed Date“ ist ihre vierte Platte in zwei Jahren und ihre dritte in zwölf Monaten. So viel Produktivität macht irgendwann misstrauisch. Ist ihre Musik vielleicht doch so stumpf und sinnentleert, wie ihre 100 000 Feinde es gern behaupten? Doch noch immer gilt: Diesen Mix aus Trap und Kitsch kriegt so nur Haiyti hin – wobei bei 25 Tracks nicht alle gleich essenziell sind.
Ein paar frische Einflüsse zeigen immerhin, dass Haiyti Trends noch immer sehr genau verfolgt: Der gleich mehrmals vertretene Gast Dr. Sterben erinnert mit seiner greinerlichen Babystimme an Playboi Carti, „Philipp Plein“ mit Kid Trash und der Titeltrack schwingen sich zu grellen Hyperpop-Höhen hinauf. Nicht, dass Haiyti irgendwem hinterherhecheln müsste – sie hat schon zu Beats gekreischt, da haben 100 Gecs noch an ihrer ersten EP gefeilt. Letztlich lässt sich Haiytis Rolle im Jahr 2021 mit einem abgewandelten Rilke-Zitat umreißen: Wer sie jetzt nicht feiert, fängt auch nicht mehr damit an. Aber wer schon Fan ist, wird es lange bleiben.