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Heißkalte Händchen

Für sein zweites Album ist Neoklassik-Pianist Niklas Paschburg bis fast zum Nordpol gereist.Interview: Carsten Schrader

Niklas, wie um alles in der Welt bist du in Svalbard auf Spitzbergen gelandet?

Niklas Paschburg: Ich wollte zur Inspiration in die Kälte. Von der Insel hatte ich schon gehört, weil es da ja diese Samenbank gibt, wo Saatgut zum Erhalt der Artenvielfalt von Nutzpflanzen gespeichert wird. Im Winter gibt es auf Svalbard kein Tageslicht, es ist immer Nacht. Die Vorstellung hat mich einfach fasziniert: zwei Wochen lang diese Kälte zu spüren und völlig isoliert in der Dunkelheit Musik zu schreiben.

Ganz offensichtlich hast du auch Großvaters Klavierakkordeon mit gen Nordpol genommen.

Paschburg: Ein Klavier hatte ich vor Ort, weil ich ins Konzerthaus durfte, wo im Winter keine Veranstaltungen sind. Aber das Akkordeon musste mit. Auf meinem ersten Album war es noch gar nicht so präsent, doch durch die Konzerte ist es neben dem Klavier zu meiner zweiten Stimme geworden. Indem ich es mit vielen Effekten spiele, habe ich einen Weg gefunden, es in meine Musik zu integrieren.

Deine Stücke tragen schon diese Dunkelheit in sich, aber vor allem in der ersten Albumhälfte klingen die Kompositionen zugleich auch tröstend. Wo kommt das her?

Paschburg: Ich habe in der Zeit auch eine Tour gemacht, bei der wir mit Schneemobilen rausgefahren sind. Irgendwann waren wir noch von den Bergen umgeben, man hatte kein Licht mehr drumherum – es ist einfach wunderschön, wenn die Berge und diese Eislandschaft in ein tiefes Blau getaucht sind.

Vermutlich hast du dich auch bewusst für Andy Barlow von Lamb als Produzenten entschieden, um noch weitere hoffnungsvolle Kontrapunkte zu setzen, oder?

Paschburg: Auch wenn der Sound, den er mit Lamb produziert, vermeintlich weit weg von meiner Musik ist, hatte ich das Gefühl, dass es passen könnte. Ich wollte die Durchmischung mit etwas Lauterem, und durch Andy bin ich bei der Fertigstellung dann wieder zu Four-to-the-Floor-Basedrum-Sachen gekommen, die ich ja auch früher schon viel hatte. Diese Nachjustierung im Sommer hat genau den richtigen Kontrast gebracht.

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