Horn to be alive: „Echoes – ancient & modern“ von Trevor Horn
Mit „Video killed the Radio Star“ hat Trevor Horn in den 80er-Jahren das Musikfernsehen erweckt – und heute covert er Kendrick Lamar.
Sie sind der feuchte Traum für jede faktenferne Telegram-Gruppe: Tony Visconti, George Martin, Rick Rubin – alte Männer, die im Hintergrund die Fäden ziehen. Bloß sitzen sie nicht in mystischen Freimauerlogen, sondern hocken hinter öden Mischpulten und Mixern. Dort, wo sich auch Trevor Horn immer noch am wohlsten fühlt.
Dass der 74-jährige Brite in Listen der einflussreichsten Produzenten oft vergessen wird, liegt womöglich daran, dass er schon immer eine hybride Figur des internationalen Pops gewesen ist: Sänger, Songwriter, Produzent, Labelchef, Philanthrop. Dabei hat Horn mit Produktionen für Cher, Tina Turner, Paul McCartney oder den Pet Shop Boys Popgeschichte geschrieben, und für viele gilt er sogar als der Erfinder des 80er-Jahre-Sounds. Schließlich war der Welthit „Video killed the Radio Star“ seiner Popband The Buggles nicht nur ein wegweisender Song der ausgehenden 70er-Jahre, sondern auch das erste auf MTV ausgestrahlte Musikvideo. Doch für sein neuestes Projekt wird Horn wieder zum Marionettenspieler.
„Ich bin im Grunde der Auteur, ein Künstler, der andere Künstler:innen beauftragt, nicht andersherum“, erklärt Horn stolz. Für „Echoes – ancient & modern“ hat er alles, was Rang und Namen hat, bei seinen Reglern versammelt, um einige seiner Lieblingssongs neu einzukleiden – wie der DJ Khaled der Baby-Boomer. So startet das Album mit der denkbar größten Überraschung: Tori Amos singt „Swimming Pools (Drank)“ von Kendrick Lamar. Und es folgen nicht minder bemerkenswerte Neuinterpretationen: Seal, der mit Joe Jackson Bossa-Nova tanzt, Iggy Pop, der den Blues aus Depeche Mode herauskitzelt, Toyah Wilcox, die mit Frankie Goes To Hollywood in der Lounge abhängt.
Trevor Horn holt für „Echoes – ancient & modern“ altbekannte Popstars in Studio
Auf die Frage, wie es zur Zusammenarbeit mit Rick Astley gekommen sei, weiß Horn verschmitzt mit „Rick Astley – why not?“ zu antworten – eine diebische Freude, die den Meisterproduzenten auszeichnet. Und so lässt er es sich auch nicht nehmen, den Closer selbst einzusingen und mit „Avalon“ von Roxy Music einen Song auszuwählen, der diese mondäne Welt verkörpert, die ihm immer fremd gewesen ist: „Ich hatte nie schöne Anzüge, bin nie auf Dinnerpartys gewesen und habe nie mit Models abgehangen. Ich war im Studio“, erklärt er.