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„Dialogue“ von Howard Jones: Piano für Putin

Portraitfoto Howard Jones
(Foto: India Media Group|BigLakeMusic)

Howard Jones trotzt der Gegenwart mit Optimismus. Doch auch die Liebe des 80er-Pioniers hat seine Grenzen.

Howard Jones, deine lebensbejahende Single „Celebrate it together“ vom neuen Album „Dialogue“ wirkt wie komplett aus der Zeit gefallen …

Howard Jones: Ich bin mit dem Vorsatz an die Arbeit gegangen, den optimistischsten Song aller Zeiten zu schreiben. (lacht) Deswegen habe ich die Texte der neuen Platte auch ganz bewusst nicht während des Lockdowns geschrieben. Wir brauchen jetzt positive Energie, um all die Probleme angehen zu können, die sich da vor uns aufbauen.

Die soundmäßig sehr zeitgemäße Platte heißt „Dialogue“ – nur hat sich mittlerweile bei vielen die Erkenntnis durchgesetzt, dass der mit Typen wie Wladimir Putin und Xi Jinping eben nicht möglich ist.

Jones: Erwischt, da muss ich natürlich zustimmen. Aber wie sollen wir denn anfangen, unsere Welt wieder zu ordnen? Meiner Meinung nach funktioniert es nur, wenn wir alle Empathie vorleben und in unserem Umfeld auch mit Menschen den Diskurs suchen, mit denen wir nicht in allen Punkten einer Meinung sind.

Über deine Webside kann ich auch einen exklusiven Song auf Vinyl bestellen, der dann einer bestimmten Person gewidmet ist. Soll ich einen für Putin ordern?

Jones: Du findest bestimmt jemanden, der das mehr zu schätzen weiß. (lacht) So eine Klavierkomposition kostet ja auch 1000 Pfund. Gerade jetzt im Streamingzeitalter überlege ich mir immer wieder kreative Finanzierungsmöglichkeiten, um neue Alben aufnehmen zu können und unabhängig zu bleiben.

„Ich hätte es niemals gekonnt, mich ausschließlich auf den Lorbeeren und meinen Status als Synthie-Pionier der 80er auszuruhen.“ Howard Jones im Interview zu seinem neuen Album „Dialoge“

Im kommenden Jahr stehen die Feierlichkeiten zum 40-jährigen Jubiläum deines Debüts „Human’s Lib“ an. Nervt es bei Konzerten nicht manchmal, auf Hits wie „What is Love?“ oder „Things can only get better“ nicht verzichten zu können, obwohl du über all die Jahrzehnte ja ganz unterschiedliche Projekte gemacht hast und selbst natürlich vor allem die neuen Stücke spielen möchtest?

Jones: Wenn ich sehe, was die alten Songs beim Publikum auslösen, euphorisiert mich das jedes Mal auch. Ich hätte es niemals gekonnt, mich ausschließlich auf den Lorbeeren und meinen Status als Synthie-Pionier der 80er auszuruhen. Nach wie vor interessiere ich mich vor allem für neue kreative Herausforderungen, aber so wie es momentan läuft, gehen Vergangenheit und Gegenwart auf eine sehr erfüllende Art zusammen.

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