Hurts: Desire
„Je älter man wird, desto seltsamer kann man sich benehmen.“ Hurts veröffentlichen mit „Desire“ ein neues Album.
Adam, Theo, warum habt ihr eure erste Single ausgerechnet „Beautiful Ones“ genannt? Man könnte sie mit dem gleichnamigen Suede-Song verwechseln …
Adam Anderson: Das Suede-Lied hatten wir überhaupt nicht auf dem Schirm. Unser Stück ist eher eine Referenz an den Prince-Klassiker „Beautiful Ones“.
Theo Hutchcraft: Ich denke, der Name „Beautiful Ones“ war einfach perfekt für unseren Song. Dass andere Lieder genauso heißen, habe ich als Ansporn empfunden, eine mindestens ebenso gute oder sogar bessere Nummer zu erschaffen.
Welche Botschaft hat euer Lied denn?
Hutchcraft: Wir wollten einen Song für unsere Fans schreiben. Viele sind anders als der Durchschnitt, sie sind einzigartig. Bloß ist es für sie nicht immer leicht, ihre Individualität zu zeigen.
Gab es in eurem Leben auch Momente, in denen es euch schwerfiel, wirklich ihr selbst zu sein?
Anderson: Oh ja. Sowohl auf menschlicher als auch auf künstlerischer Ebene wissen wir genau, wie es sich anfühlt, die Außenseiterposition innezuhaben. Inzwischen hat sich für uns natürlich einiges verändert. Weil wir Teil einer Popband sind, wird unsere Individualität gefeiert.
Bist du deshalb im „Beautiful Ones“-Video in die Rolle einer Dragqueen geschlüpft, Theo?
Hutchcraft: Es war für mich eine wahnsinnig tolle Erfahrung, etwas außerhalb meiner eigenen Komfortzone zu machen. Ich finde, der Make-up-Artist und die Kostümstylistin haben außerordentlich gute Arbeit geleistet.
Wärt ihr gern mal im wahren Leben für einen Tag eine Frau?
Anderson: Ich würde die ganze Zeit im Bett verbringen.
Hutchcraft: Ein Tag als Frau wäre bestimmt sehr aufschlussreich. Denn Frauen sind ein ewiges Rätsel für mich. Ich versuche permanent zu ergründen, wie ihr Gehirn arbeitet.
War das die Initialzündung für den Titel „Ready to go“, der die Geschichte der 17-jährigen Jackie erzählt?
Hutchcraft: Sie ist eine reale Person, der ich in meinem Heimatort in Nordengland begegnet bin. Als ich ein Geschäft betrat, stand da dieses Mädchen mit einem riesigem Totenkopf-Tattoo auf dem Arm. Dass sie ein Todessymbol so offensichtlich zur Schau trug, hat mich fasziniert.
Sie scheint keine Angst vor dem Tod zu haben, oder? Die Textzeile „Wenn ich sterbe, bin ich bereit zu gehen“ lässt darauf schließen…
Hutchcraft: Mir ist durchaus bewusst, wie schnell dieser Satz negativ interpretiert werden kann. So meine ich ihn aber nicht. Im Gegenteil: Ich halte diese Worte für positiv. Da hat jemand keine Angst vorm Sterben, weil er glücklich und zufrieden ist.
Wärt ihr zum Sterben bereit?
Hutchcraft: Wahrscheinlich schon. Ich hätte ja eh keine Wahl…
Vor dem Tod steht normalerweise das Älterwerden. Fürchtet ihr euch davor?
Hutchcraft: Wenn ich ein so cooler Typ wie David Lynch werde, habe ich absolut keine Probleme mit dem Älterwerden. Es bringt meiner Ansicht nach sogar einige Vorteile mit sich. Je älter man wird, desto seltsamer kann man sich benehmen. Falls ich tatsächlich 90 oder 100 werden sollte und mich die Leute nach meinen Geheimtipps für ein langes Leben fragen würden, würde ich antworten: „Ich habe immer Kekse gegessen.“
Anderson: Mein Plan ist es, Bill Murray nachzueifern. Obgleich ich nicht mehr so gut aussehen würde, würde mich mein Humor für andere attraktiv machen.
Apropos gutes Aussehen: Ihr seid stets schick gekleidet. Würde eure Musik nicht funktionieren, wenn ihr in Jeans und T-Shirt auf die Bühnen gehen würdet?
Hutchcraft: Ein Auftritt in Jeans und T-Shirt wäre großartig. Allerdings habe ich seit zehn Jahren keine Jeans mehr getragen.
Anderson: Jeans sind so unbequem. Besonders bei heißem Wetter sind weitere Hosen doch viel praktischer.
Hutchcraft: Ich habe eine Idee: Wir geben irgendwann in Shorts und T-Shirt ein Konzert. Dann sehen wir aus wie John Travolta und Samuel L. Jackson in dem Film „Pulp Fiction“.
Anderson: Wunderbar! So können wir bei der letzten Show unserer Tournee auftreten.
Interview: Dagmar Leischow
TOUR
14. 11. Hamburg
15. 11. Berlin
3. 12. München
4. 12. Köln