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Ian McEwan: Maschinen wie ich

Maschinen wie ich

Das Jahr 1982 verläuft im neuen Roman von McEwan ein wenig anders: Argentinien gewinnt den Falkland-Krieg, Alan Turing forscht weiter, und Androiden stellen moralische Fragen.

Ian McEwan kann perfekte literarischer Schräglagen. Schon in seinem Roman „Ein Kind zur Zeit“ kreierte der Brite eine Dystopie so nebenbei, dass die Haupthandlung – das Drama um die Entführung eines Kleinkindes und das Zerbrechen einer Ehe – die dystopische Zukunft nahezu in den Hintergrund drückt: McEwan gelingen sowohl außergewöhnliche Erzählperspektiven als auch die Zusammenführung von Genres, die für sich stehen könnten und gleichwohl zusammenpassen. Sein neuer Roman „Maschinen wie ich“ spielt in einem Jahr 1982, das wir so nicht kennen: England verliert den Falklandkrieg, selbstfahrende Autos gibt es schon lange, auch Internet und Smartphones sind eine Selbstverständlichkeit. Gerade werden die ersten Androiden ausgeliefert. Charlie, ein Jurist mit Berufsverbot und Börsenspekulant am eigenen Rechner, legt all sein Geld auf den Tisch, um einen solchen Adam zu kaufen. Gleichzeitig bahnt sich ein Verhältnis zwischen ihm und seiner Nachbarin Miranda an. Wie es zu dieser Parallelwelt kam, erschließt sich im Laufe des Romans. Vieles hat mit dem berühmten Wissenschaftler Alan Turing zu tun, der sich hier nicht 1954 das Leben nimmt, sondern zum Vater der technologischen Entwicklung avanciert und sein Schwulsein im Kalifornien der 60er-Jahre im Kreis um den Schriftsteller Thom Gunn offen auslebt. McEwans zentrales Thema aber ist, wie künstliche Intelligenz im Spannungsfeld zwischen Moral und Gesetz am Beispiel der Selbstjustiz reagiert. McEwan räumt dem viel Platz ein und vernachlässigt darüber die Feinzeichnung seiner Personalcharaktere. Aber das hat Philip K. Dick, der Meister aller Parallelwelten, ja auch immer getan – und keinen hat’s gestört. jw

 

Ian McEwan Maschinen wie ich

Diogenes, 2019, 416 S., 25 Euro

Aus d. Engl. v. Bernhard Robben

 

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