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„Ich bin kein Popstar“: Masha Qrella im Gespräch zu „Songbook“

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Masha Qrella (Foto: Diana Näcke)

Die Berliner Songwriterin Masha Qrella stapelt tief, denn womöglich ist sie bald häufiger im Radio zu hören als Whitney Houston.

Masha, das Album „Woanders“, auf dem du Texte des Dichters Thomas Brasch vertont hast, war deine bisher erfolgreichste Veröffentlichung, die vom Feuilleton und den Musikkritiker:innen gefeiert wurde. Jetzt aber hast du den Song „Cool Breeze“ von der Jeremy Spencer Band gecovert – und plötzlich läuft deine Version im Radio rauf und runter.

Masha Qrella: Das freut mich sehr, aber ich bekomme das gar nicht so richtig mit. Immer, wenn ich das Radio anmache, denke ich: Jetzt muss der Song doch mal laufen. Ich habe da in letzter Zeit sogar schon andere Songs von mir gehört, aber eben nicht „Cool Breeze“. Keine Ahnung, anscheinend soll es nicht sein. (lacht)

Für „Songbook“ hast du viele Coverversionen, aber auch ältere Songs in neuen Versionen und Projektarbeiten zusammengestellt. Trotzdem ist das Album sehr persönlich und besticht durch eine extrem stimmige Dramaturgie.

Qrella: Ich bin kein Popstar, der es sich leisten kann, nach einer Platte auf Inspiration zu warten, um dann die nächste Platte zu schreiben. Ich muss ja ständig irgendwelche Jobs etwa für Film und Theater machen. Aber dabei entsteht ja auch Musik – und oft sind es eben total schöne Sachen, die Momente festhalten, die mir extrem wichtig sind. Und mich hat es total gekickt, diese Sachen mal zusammenzustellen. Was passt wozu? Was erzählt welche Geschichte, und wo erzählt die sich in einem anderen Kontext weiter

Apropos Popstar, du hast „I wanna dance with somebody“ von Whitney Houston in eine melancholische Hymne verwandelt. Hattest du bei einem solchen Übersong keine Zugangsangst?

Qrella: Die hätte es bestimmt gegeben, aber diese Coverversion war Teil einer Filmmusikanfrage, und im Drehbuch kam eine Szene vor, in der Mutter und Tochter zu dem Song in der Küche tanzen. Mit dem Filmprojekt hat es dann nicht geklappt, aber ich hatte den Song noch offen – und dann habe ich ihn einfach mal auf einer anderen Gitarre zu einem anderen Beat gespielt.

Gibt es auch eine tanzbare Version von dir?

Qrella: Ja, aber die ist Schrott, und ich habe sie auch gar nicht weiter verfolgt. Mich hat dieses Berliner Hinterhofsetting gereizt. Wer ist schon so drauf wie Whitney Houston? Wenn man das fühlt, was in dem Text steht: Wer macht denn dann Attacke und will auf den Dancefloor? Ich nicht. Es geht in dem Text ja um Einsamkeit. Tagsüber kann man all das noch ausblenden, es funktioniert irgendwie, aber wenn dann die Nacht kommt … Zack: Was macht man dann mit dieser Depression? Wohin damit?

Für mich klingt „Songbook“ wie eine Übergangsplatte, auf der sich ein großer Wandel abzeichnet. Als hätten die Brasch-Vertonungen einen Öffnungsprozess angestoßen, der dann auch bei eigenen Texten eine neue Sprachfindung mit sich bringen wird.

Qrella: Ich glaube schon. Mir war nur klar, dass ich dieses komplett Neue jetzt noch nicht schaffe, dass ich dafür einfach länger brauche. Zunächst wollte ich einfach live spielen und hatte Bock auf eine Tour. Ich wollte total gern alte Sachen spielen, weil ich auch da für das Neue noch mal suchen muss. Die Brasch-Texte sind ganz fantastisch, aber ich bin ja schon ein bisschen leichtfüßiger unterwegs und liebe auch englische Texte. Ich muss „Woanders“ mit meinen alten Songs zusammenbringen und schauen, wo ich dann da eigentlich lande.

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