Ich und meine Maske: Panda Bear im Interview zu „Sinister Grift“

Bevor es zu persönlich wird, versteckt sich Noah Lennox alias Panda Bear hinter ausgedachten Details. Auf seinem neuen Soloalbum haben ihm dabei erstmals alle drei Animal-Collective-Kollegen geholfen.
Noah, gleich mehrere der Künstler:innen, die mit dir an „Sinister Grift“ gearbeitet haben, betonen den zeitlosen Charakter der Songs.
Noah Lennox: Ja, wir nennen sie in der Band „Newie-Oldies“. Ich habe nämlich eine Band zusammengestellt! Alles Leute, die ich extrem schätze, also bin ich ihnen sehr dankbar, dass sie mich auf Tour begleiten.
Aber nur für die Tour, richtig? Auf dem Album selbst hast du ja fast alle Instrumente selbst gespielt.
Lennox: So gut wie: Gitarre, Bass und Drums habe ich beinahe allein eingespielt. Aber es gibt Gäste, darunter alle Mitglieder von Animal Collective, und Maria und Rivka, die auf dem Album gesungen haben, sind auch Teil der Liveband.
Hattest du auf dieses „Newie-Oldie“-Gefühl abgezielt, oder hat es sich ergeben?
Lennox: Es ist eher so passiert. Allerdings hat mich die Arbeit an den letzten zwei Animal-Collective-Alben inspiriert, bei denen wir versucht haben, eine traditionellere Basis für die Musik zu schaffen. Die ursprüngliche Idee für „Sinister Grift“ war, die Songs noch einmal zu dekonstruieren und zu verfremden, aber wir haben uns in sie verliebt und sie größtenteils so gelassen, wie sie waren.
Was bedeutet es für dich, wenn man deine Songs als zeitlos bezeichnet?
Lennox: Für mich äußert sich das darin, dass ich in ihnen verschiedene musikalische Ären hören kann, die ich liebe. Zum Beispiel Reggae aus den 60ern und 70ern, sehr alte Countrymusik, frühen Rock’n’Roll, aber auch Classic Rock, was ja eigentlich nur das US-Äquivalent zu Schlager ist.
Hast du Classic Rock schon immer geliebt? Oder hattest du wie so viele von uns eine Phase, in der er dir eher peinlich war?
Lennox: Ich habe ihn immer gemocht. Wenn es eine Sache gibt, die Animal Collective auszeichnet, dann, dass wir das Genre-Spiel nicht mitspielen wollen. Wir haben Musik nie in cool und uncool aufgeteilt. Ich kann in jedem Musikstil Stücke finden, die mir gefallen, und das war schon immer so.
Generell klingt die Musik, gerade am Anfang des Albums, ziemlich sonnig und einladend. Das ist ein ziemlicher Kontrast zu den düsteren Texten …
Lennox: Das Narrativ des Albums spielt sich primär in den Instrumenten ab, während die Texte chaotischer sind. Ich wollte, dass die Platte fröhlich anfängt und dann immer weiter abrutscht, nur der Closer „Defense“ ist dann wieder ein Lichtblick. Die Verspieltheit der Musik ist dabei eine Art Galgenhumor, die helfen soll, mit den schweren Themen umzugehen.
Ein zentrales Thema ist dabei der Wunsch, zu entkommen.
Lennox: Genau, einer schmerzhaften Sache, mit der man sich nicht auseinandersetzen will. Die Musik repräsentiert vielleicht den Ort, wo man sich hinwünscht, wo alles leichter ist. Viele Songs haben ihren Anfang genommen, als ich eine schwierige Zeit durchgemacht habe, und sie setzen sich natürlich damit auseinander. Aber mir ist es wichtig, meine Privatsphäre zu schützen – und die von anderen Personen, die in den Liedern vorkommen. Deshalb ändere ich Details und füge Dinge hinzu, bis es nicht mehr spezifisch um mich geht. Aber die Hauptfigur der Songs kämpft auf jeden Fall mit etwas, das das Schicksal ihr angetan hat. Sie wird zerstört, aber am Ende des Albums akzeptiert sie die neue Realität.