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Im Namen der Kunst: Jan Plewka über „Eine Art Soloalbum“

Jan Plewka
Jan Plewka (Foto: Sven Sindt)

Aus 22 000 Papierschnipseln hat Seelig-Sänger Jan Plewka ein Soloalbum geformt. Geholfen haben ihm fünf Frauen – und das Schicksal.

Jan, du hast dein neues Album mit dem Verkauf deiner Bilder finanziert. Ein ungewöhnliches Modell.

Jan Plewka: In der Corona-Zeit habe ich angefangen, meine Text-, Lyrik- und Traum-Tagebücher aus 30 Jahren zusammenzutragen, die besten Zeilen auszuschneiden und in eine Kiste zu legen. Am Ende hatte ich eine Kiste mit 22 000 unveröffentlichten Zeilen, aus der ich jeden Tag 30 Zeilen gezogen, an eine Wand gehängt und diese so lange geformt habe, bis daraus Songtexte entstanden sind. Diese Platte ist wie ein Buch in Tönen, die Essenz aus 30 Jahren. Und weil ich wirtschaftlich und persönlich frei sein wollte, habe ich die Zeilen auf Postkarten gemalt, hinten einen QR-Code mit einem Link zur jeweiligen Demoaufnahme draufgeklebt und diese dann für 20 Euro verkauft. Das waren die Plewcards. Währenddessen habe ich gemalt, als gäbe es kein Morgen mehr. Ich war in Galerien von Ingelheim bis Kiel. Alles, was ich mit den Bildern verdient habe, ist in dieses Album geflossen: Kunst für Kunst. „Eine Art Soloalbum“ ist ein Spiel des Schicksals.

Jan Plewka: Ein Freund des edlen Zufalls

Ich hätte es Full-Circle-Moment genannt, aber Schicksal ist auch gut.

Plewka: Ich bin Freund des Zufalls, auch wenn das Schicksal natürlich edler ist. Dass aus der Not eine Freiheit entstanden ist, dass Kunst meine Droge ist, die mich zur Freiheit führt, hat mich jedenfalls wieder ans Schicksal glauben lassen. Positiv vorauszudenken funktioniert. Und zwar im Namen der Kunst. Wenn du Zufälle mit Bedacht wahrnimmst, werden es mehr.

Trotz des zufallsgeprägten Songwritings ziehen sich die Endlichkeit, das Abschiednehmen und der Neubeginn durch dein Album. Gleich im Opener steigt grauer Rauch auf. Was musste verbrannt werden?

Plewka: Wenn man ein so wildes Leben gelebt hat wie ich, dann schlummern eine Menge Dämonen in einem. Es geht darum, aus der Verzweiflung und der Depression auszubrechen. Wie Phönix aus der Asche. Sich zu sagen: Ich bin da, ich bin angekommen. Und in meinem Alter muss man sich mit der Vergänglichkeit auseinandersetzen und den Schleier zum Jenseits dünner machen. Wenn man sich mit seiner Seele beschäftigt, geht es zwangsläufig immer auch um den Tod.

Du hast die zweite Lebenshälfte also angenommen?

Plewka: Ich könnte jetzt eine tragische Figur werden, mich weiter mit Drogen und Alkohol umknallen, das entspricht aber nicht mehr dem Charakter, der ich bin. Ich werde jetzt 55. Früher dachte ich, in diesem Alter sei man ein Mann in beiger Funktionskleidung, der in der Ecke sitzt und Cognac trinkt. (lacht) Und jetzt mach ich trotz all der neugewonnenen Ruhe und Milde so lebendige Alben. Dieses Album ist eine Transformation, die mich von Ängsten befreit hat.

Also dann doch der Klassiker: Therapie durch Musik?

Plewka: Rotkäppchen geht nicht singend durch den Wald, weil sie so gerne singt, sondern weil sie dann angstfrei ist. Wenn du singst, hast du keine Angst. Dann bist du komplett da. Total momentan. Dann gibt’s kein Gestern und kein Morgen. Und wenn du im Hier und Jetzt bist, hast du keine Angst.

Neben deiner Frau hast du mit Lina Maly, Mieze Katz und Marianne Rosenberg nur Frauen gefeaturet. Letztere hat mich überrascht.

Plewka: Marianne hab ich vor vielen Jahren kennengelernt und mich in ihre magische Aura verliebt. Es knistert, wenn wir zusammenarbeiten. Sie ist ja keine klassische Schlagersängerin. Sie ist Musikerin. Sie ist authentisch.

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