„Im Prinzip Familie“ – Helden in prekärer Lage

„Im Prinzip Familie“ ist der neue Dokumentarfilm des Regisseurs Daniel Abma. Der Film schildert einfühlsam den Alltag von Sozialwaisen in einer Wohngruppe.
Der Dokumentarfilm „Im Prinzip Familie“ ist das so eindrucksvolle wie einfühlsame Porträt einer Wohngemeinschaft von jugendlichen Sozialwaisen und gleichzeitig ihres Teams von Betreuerinnen und Betreugern „Im Prinzip Familie“ startet jetzt in den Kinos.
Wer hierhin kommt, hat Schlimmes hinter sich: In der Wohngruppe für fünf Jungen zwischen sieben und 14 Jahren, „am Arsch der Heide“ – wie ein Erzieher sagt –, landen Kinder, die nicht in ihrer Familie sein können. Einsame, schutzbedürftige Jungs, die sich im Grunde nach Liebe und Verständnis sehnen, aber eben auch ständig das Potential haben, komplett auszuticken. Das passiert auch regelmäßig, ob nun beim Kartenspielen nach dem Abendbrot oder auf der Fahrt im Kleinbus zur Schule. Die Erzieher, selbst der frühere Soldat und Afghanistan-Veteran Max, haben jeden Tag ihre liebe Not, die Kinder einzubremsen und so etwas wie Familienalltag herzustellen. Der Regisseur Daniel Abma hat schon mit seinen Dokus „Nach Wriezen“ (2012), „Transit Havanna“ (2016) und „Autobahn“ (2019) bewiesen, dass man mit einem langen Atem außergewöhnliche Ergebnisse erreicht. Er und sein Team haben in klassischer fly-on-the-wall-Manier über mehrere Jahre die Wohngruppe begleitet. Abma kommentiert das Geschehen nicht und lässt nur gelegentlich die Erwachsenen ihre Sicht auf das Leben in der „Ersatzfamilie“ schildern – beeindruckend dabei die Hingabe, mit der die Betreuer ihre fast unmögliche Aufgabe angehen. Die Einrichtung liegt irgendwo in Brandenburg, aber sie könnte überall sein.