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In 80 Tagen um die Welt: Vom Nichtstuer zum Helden

Das ZDF zeigt die Serie „In 80 Tagen um die Welt“. Phileas Fogg wird als Feigling beschimpft. Er wettet auf das Gelingen einer Weltreise.

Im Grunde stimmt es, dass die Serie In 80 Tagen um die Welt (ZDF und Mediathek) nicht etwas die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Jules Verne ist, sondern eben nur in enger Anlehnung an den Roman gedreht wurde. Der britische Faulenzer Phileas Fogg (David Tennant) hängt jeden Tag mit seinen losen Kumpels im Reform-Klub ab, wo man schon auswendig weiß, was er wieder essen wird. So weit, so Verne. Auch Foggs hochverschuldeter Faulenzer Bellamy, mit dem Phileas um 20 000 Pfund wettet, dass er es schaffen wird, in 80 Tagen mit Hilfe moderner Fortbewegunsmittel einmal um die Welt zu reisen, ist nach zwei der acht gesehenen Folgen noch nah an Jules Vernes Romanvorlage.

Dass die Serie In 80 Tagen um die Welt dann doch stark von der Vorlage abweicht, ist für die gesamte Historie der Verfilmungen typisch. Schon in den 1950ern wurde der Flug mit einem Heißluftballon von Paris bis nach Italien dazuerfunden. Jetzt hat man die Zusammenschlagung der Pariser Kommune schon in der ersten Folge in die Handlung eingbaut, Rassismus als Thema ist ständig präsent und wird in späteren Folgen in den USA noch einmal ganz deutlich aufscheinen. Die wohl stärkste Änderung zum Original ist aber, dass mit der Figur der Abigail Fix (Leonie Benesch) eine Frau an der Weltreise teilnimmt. Die angehende Journalistin kommt bei Jules Verne nur am Rande vor, hier ist sie die Tochter des Herausgebers der Zeitung Daily Telegraph, die unbedingt als Reporterin von der Reise berichten will. Damit das alles in die Handlung passt, hat man kurzerhand den Bankraub aus dem dem Drehbuch rausgestrichen. Jetzt wird Phileas Fogg nicht mehr vom Detektiv Fix als möglicher Bankräuber über alle Kontinente verfolgt, sondern von einem Saboteur, der den Auftrag vom Wettgegner Bellamy erhält. Ein schöner Freund …

Die Serie In 80 Tagen um die Welt zeigt erstmals einen an sich zweifelnden Helden, Phileas Fogg wächst und reift erst im Laufe der abenteuerlichen Reise, die mit jeder Folge neue Regionen der Welt auftut und Abenteuer bereithält, die von den Heldinnen und Helden bewältigt werden müssen. Vieles kommt dabei trotz der acht Folgen zu kurz und wird nur oberflächlich angerissen, dann wieder wird die Serie sehr nuanciert und zeichnet scharfe Charktere. Kurz gesagt: Die Serie ist sehr durchwachsen in ihrer Qualität. jw

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