In Extremo: Vom Mittelalter direkt in die Zukunft
Der Berliner Band In Extremo begegnet man auf Mittelaltermärkten und bei Rock-Festivals. Mit Dudelsäcken und anderen altertümlichen Instrumenten bereichern sie ihren energiegeladenen Heavyrock – und kreieren so eine Mixtur aus Rock- und Mittelaltermusik.
Parallel zum Höhenflug von Rammstein gab es Mitte der 90er einen regelrechten Mittelalter-Boom in Deutschland. Neben In Extremo feierten Bands wie Subway To Sally oder Tanzwut große Erfolge. Wegen ihrer Rückbesinnung auf vergangene Zeiten und Riten wurden diesen Bands aber auch immer wieder rechtsradikale Tendenzen unterstellt. „Sicherlich wird es auch rechtsextreme Haltungen in der Mittelalterszene geben“, vermutet Gitarrist Basti alias Der Lange, „aber wir haben damit nichts am Hut. Wir sind eine unpolitische Band und lassen uns vor keinen Karren spannen.“
Auch den Titel der jüngsten In-Extremo-CD „Sünder ohne Zügel“ legt er eher musikalisch aus: „Das kann man in viele unterschiedliche Richtungen interpretieren. Zunächst ist es aber gar nicht so tiefgehend gemeint und soll einfach uns als Band und unsere Konzerte beschreiben. Wenn man In Extremo loslässt, dann sind wir zügellos.“
Der Spaß an der Musik soll bei In Extremo im Vordergrund stehen. Immer wieder erfinden und bauen die Bandmitglieder neue Instrumente, die mittelalterlich wirken und klingen: Auf dem aktuellen Album hört man beispielsweise ein Instrument mit dem sonderbaren Namen „Das Pferd“. „Das ist eine Riesentrommel von zweieinhalb Meter Durchmesser, auf die eine komplette Pferdehaut gespannt ist“, erklärt Basti.
Auch in punkto Namensgebung wird Kreativität groß geschrieben. Jeder Musiker hat seinen eigenen Künstlernamen – Das letzte Einhorn, Dr. Pymonte oder Der Morgenstern. Das riecht nach Imagebastelei, auch wenn man an die aufwändige Bühnenshow mit Pyrotechnik und Lichteffekten denkt. „Nein, wir haben schon alle eine Wohnung und leben nicht in Höhlen“, grinst der Gitarrist. „Aber ein kommerzielles Image gibt es bei uns nicht. Musikalisch lassen wir uns voll gehen, haben ja auch keine feste Choreografie. Kostüme, Instrumente und alles andere sollen lediglich die Eindrücke der Musik komplettieren.“ Klar also, dass auch auf der aktuellen Tour die Fans ein komplett neues Bühnenbild erwartet.
Carsten Schrader