Fünf Fälle für die Couch
Auch Frankreich hat seine Adaption der Serie: „In Therapie“ zeigt ab Donnerstag auf Arte und in der Mediathek Psychoanalyse nach Batanclan.
Die israelische Serie „BeTipul“ ist ein wahrer Exportschlager. Es gibt eine polnische, eine tschechische, eine serbische, eine ungarische, eine niederländische und eine US-amerikanische Adaption der Serie, die vor allem in den Praxisräumen eines Psychotherapteuren spielt. Jetzt zeigt der TV-Sender Arte die französische Adaption. „In Therapie“ heißt die auf deutsch, und im Mittelpunkt der Handlung steht der Psychoanalytiker Dr. Philippe Dayan (Frédéric Pierrot), der in seiner Praxis in der Nähe des Place de la République seine Klienten empfängt. Im Gegensatz zum Original (es startete 2005) spielt „In Therapie“ im Jahr 2015 unmittelbar nach dem Attentat auf den Musikklub Batanclan. Dass trotz aller privater Probleme derer, die im Wochenturnus zu Dr. Dayan in die Sitzung kommen, sich in der Praxis auch das politische und soziale Geschehen in Frankreich widerpspiegelt, zeigt schon die erste Folge der Serie. Die Chirurgin Ariane (Mélanie Thierry) spricht normalerweise über ihre Beziehungsprobleme, doch in der ersten Folge von „In Therapie“ geht es fast nur um den Anschlag, denn Ariane musste eine Sonderschicht in der Notaufnahme eines Krankenhauses fahren und die eintreffenden Verletzten aus dem Batanclan erstversorgen. Auch der neue Klient Adel (Reda Kateb) muss sich das Attentat von der Seele reden – er war als Polizist eines Sondereinsatzkommandos im Klub an vorderster Front. Ein suizidgefährdeter weiblicher Teenager, ein Ehepaar und seine eigenen Sitzungen bei der Psychoanaltytikerin Esther komplettieren die Woche.
„In Therapie“ kann wahlweise am Donnerstagabend im linearen Fernsehen oder in der Mediathek als Stream geschaut werden. Im linearten Fernsehen werden jeden Donnerstag ab 21.50 Uhr fünf Folgen von den Sitzungen einer Woche ausgestrahlt. Wer sich die insgesamt 35-teilige Serie in der Mediathek anschaut kann wählen zwischen dieser linearen Reihenfolge oder alternativ einer Reihenfolge, in der am Stück alle Sitzungen mit den einzlnen Klienten abgespielt werden. So bleibt das Geschehen einzelner Personen präsenter im Gedächtnis, allerdings kann man die psycholgische Verfasstheit des Psychoanalytigers Dr. Dayan nicht in ihrer Entwicklung nicht verfolgen.
„In Therapie“ ist perfektes Kammerspiel; wer der Serie folgt, wird sich immer wieder bewusst werden, dass das Verfolgen der Handlung ganz dicht am Voyeurismus entlangschrammt. Die Serie kann mit Spitzenschauspielern aufwarten. Reda Kateb spielte schon für Kathryn Bigelow, Jacques Audiard und Wim Wenders. Mélanie Thierry spielte in „Da 5 Bloods“ von Spike Lee, Carole Bouquet startete ihre Karriere in Luis Buñuels letztem Film „Dieses obskure Objekt der Begierde“, und Clémence Poésy kann man in Christopher Nolans Verwirrfilm „Tenet“ sehen. jw