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Infadels

Ausgerechnet Osama Bin Laden sorgte für ihren Bandnamen. Bnann Watts, Sänger der britischen Infadels, erkärt warum.

citymag: Bnann, Elektroclash hat seinen Zenit längst überschritten. Erscheint euer Debütalbum nicht ein bisschen spät?

Bnann Watts: Wie kommst du darauf, dass wir Elektroclash machen? Sicher, es gab da einige wirklich gute Sachen, aber das war ein Trend, der von Lifestylemagazinen hochgekocht wurde. Es war der Soundtrack zu langweiligen Yuppieparties, bei denen blasierte Gäste eh nicht auf die Musik achten.

citymag: Immerhin kombiniert ihr Rock mit Elektronik.

Watts: Rock und Elektronik gingen aber schon seit den 60ern zusammen und nicht erst mit Elektroclash. Oder willst du den Beatles auch unterstellen, dass sie Elektroclash gemacht haben? Elektroclash ist vorbei. Dieselben Magazine, von denen das Genre erdacht wurde, haben es längst für tot erklärt. Die Infadels aber sind verdammt lebendig, weil es bei uns um die Songs geht, um Melodien und Geschichten.

citymag: Aber müsst ihr nicht gerade als englische Band darauf achten, auf einen Hype-Zug aufzuspringen? Sonst erklärt euch die allmächtige Musikpresse doch nicht zum nächsten großen Ding …

Watts: Ach was, gerade das wollen wir ja nicht. Ich bin überzeugt davon, dass wir es auch ohne den verlogenen Medienrummel schaffen. Und es gibt ja auch Bands, die ohne diese Unterstützung wahnsinnig viele Platten verkauft haben, wie zum Beispiel The Darkness. Was jetzt nicht heißen soll, dass ich The Darkness mag. Nehmen wir lieber ein positiveres Beispiel: Hard-Fi sind auch ohne groß angelegte Pressekampagne bekannt geworden.

citymag: Hat euch wirklich Osama Bin Laden zum Bandnamen inspiriert?

Watts: Ja, in einer TV-Doku wurde gesagt, er verfluche alle Ungläubigen – also infidels – als ewige Sünder. Wir dachten: Wir haben eine wesentlich bessere Verwendung für dieses Wort. Allerdings hat sich bei uns ein Rechtschreibfehler eingeschlichen.

citymag: Entdeckt hat euch aber die inzwischen verstorbene Radio-Ikone John Peel.

Watts: Stimmt, wir hatten mit dem letzten Geld unseren besten Song „Leave your Body“ als Maxi veröffentlicht. Das war eine Verzweiflungstat. Danach sind wir in den Campingurlaub nach Italien gefahren. Plötzlich rief uns jemand an und erzählte, John Peel hätte unseren Song in seiner Show gespielt. Wir sind natürlich sofort zurückgefahren – und das war der Anfang von allem.

Interview: Carsten Schrader

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