J. Cole taucht sechs Monate nach HipHops größtem Beef wieder im „Port Antonio“ auf
Auch wenn seine Rolle im größten Beef der jüngeren Rapgeschichte eher nur peripher war: Das Ansehen von J. Cole ist in den vergangenen Monaten gehörig angekratzt worden. Jetzt meldet er sich erstmals wieder ausführlicher zurück.
„Der einzige der Drei, der wirklich sauber aus der ganzen Sache rauskommen wird, ist wohl J. Cole. Aber wer war das noch gleich?“ fragte sich Kollege Matthias in seiner Aufarbeitung des wohl größten Beefs, den die Rap-Welt in den vergangenen Jahr(zehnt)en gesehen hat. Denn während Drake und Kendrick Lamar die Schlagzeilen über Monate hinweg beherrscht und sich mit noch tieferen Hieben gegenseitig unterboten haben, war der ursprünglich mitbeteiligte „Big 3“-Rapper J. Cole so schnell raus, wie er reingezogen wurde. Seinen halbgaren Diss „7 Minute Drill“ gegenüber Kendrick nahm er nur fünf Tage später von den Plattformen, auf dem Dreamville Festival hat er sich live für den Song entschuldigt, den er gar als „lamest shit I ever did“ betitelt hat.
Während sich seine Mitstreiter nun in den Folgewochen bis aufs Blut bekriegt haben, war Cole raus aus der Nummer, konnte sich wohl aber verlässlich in jedem Dissvideo auf hämische Kommentare über seinen verlassen – und hat hier und da auch noch Seitenhiebe von Drake und Kendrick abbekommen, die ihn wohl nun eher als Kollateralschaden statt wirklichen Ziels betrachtet haben. Man kann es nicht-rapperlike nennen, man kann es aber auch taktisch klug nennen, was der 39-Jährige direkt zu Beginn der Eskalation gemacht hat, indem er sich von dem Hauptschauplatz entfernt und den Beef fortan kaffeeschlürfend von seiner Veranda aus verfolgt hat.
Sein Status in einer auf Konfrontation ausgelegten Rapwelt hat natürlich trotzdem einen mitbekommen, dazu hat Cole sich mit einem seiner wenigen Lebenszeichen in Form eines grottigen Features bei Cash Cobain das Leben auch selbst nicht einfacher gemacht.
J. Cole: Neuer Anlauf mit „Port Antonio“
Doch damit soll jetzt Schluss sein. Nachdem in den vergangenen Tagen schon Bilder auftauchten, die den in Deutschland geborenen Rapper im Studio zeigten, ist in der Nacht vom 9. auf den 10. Oktober ein neuer Track erschienen. Wie seine (Ex?)Kumpanen es im Frühjahr bereits popularisiert haben, ist der Fünfminüter zunächst nur auf Instagram erschienen, ganz ohne Caption oder anderweitige Einordnung.
Doch „Port Antonio“ liefert selber genug Erklärung. Auf einem Sampleflip von Jay-Zs „Dead Presidents II“ in Kombination mit Anleihen von Cleo Sols „Know that you are loved“ adressiert Cole den Beef aus seiner Perspektive und wirbt für Verständnis für seine Entscheidung: „They stripped me of my spot and now I’m finally free“ rappt er und geht damit auf die vielzitierte Big-3-Thematik ein, von der augenscheinlich eh nicht mehr viel hält. Auch Zeilen wie „Reminding these folks why we do it, it’s not for beefing/It’s for speaking our thoughts, pushing ourselves, reaching the charts“ oder „They see this fire in my pen and think I’m dodging smoke/I wouldn’t have lost a battle, dawg, I woulda lost a bro“ untermalen seine Entscheidung, sich vom Beef fernzuhalten.
Alles verständlich, alles cool, für verwundertes Augenwischen sorgt nur die Line „If you refuse to shoot don’t mean the gun ain’t deadly“, denn Cole hat ja durchaus geschossen – nur eben so, dass alle Beteiligten (inklusive ihm) gemerkt haben, dass die Sache für ihn eine Nummer zu groß war.
Doch das soll ja nicht heißen, dass J. Cole nur wegen fehlender Battletalente kein begnadeter Rapper und Lyricist ist. Sein neuer Track, wenngleich nur ein Loosie und eher ein Herzausschüttsong, unterstreicht wieder mal, warum ihn viele so weit oben sehen. Auf dem wunderschönen Instrumental läuft sein Stift heiß, er adressiert ehrlich sein neues Standing, findet versöhnliche Worte für beide seiner Mitstreiter (mit beiden hat er ja eine besondere Verbindung) und positioniert sich in einer Ecke außerhalb des großen Rings, die ihm zugegebenermaßen einfach viel besser steht. Sein seit Ewigkeiten angekündigtes Epos „The Fall-off“ soll ja auch immer noch kommen – vielleicht ist das ja nun der Startschuss für die neue Ära eines gelösten J. Coles.
Hört euch „Port Antonio“ hier an: