James Baldwin: Von dieser Welt
Im Kampf gegen Rassismus ist er nach wie vor unverzichtbar – weil James Baldwin so richtig schön persönlich werden kann.
Mehr als überfällig, dass dtv jetzt die Werke des vor mehr als 30 Jahren verstorbenen James Baldwin wiederveröffentlicht. Den Anfang macht „Go tell it on the Mountain“, Baldwins semiautobiografischer Debütroman aus dem Jahr 1953, der in der Neuübersetzung von Miriam Mandelkow unter dem Titel „Von dieser Welt“ erscheint: Im Harlem der 30er leidet der sensible John Grimes unter seinem gewalttätigen Vater, einem aus dem Süden eingewanderten baptistischen Prediger, der seinen Hass auf die Weißen mit einer übersteigerten Religiosität kompensiert. Als am Tag von Johns 14. Geburtstag sein jüngerer Bruder Roy von mehreren Messerstichen verletzt wird, kommt es beim abendlichen Gottesdienst zu einem großen Familiengerichtstag: In Form von inneren Monologen durchleuchtet Baldwin die Geschichte von Johns Eltern und seiner Tante. In Gedanken lässt er sie in die ländlichen Südstaaten zurückkehren, wo ihre Vorfahren das Elend der Sklaverei erleben mussten, er erzählt von den Hoffnungen auf ein besseres Leben in New York, legt ihre Lügen, Schuld und Heuchelei offen – und zeichnet im Kontrast einen jugendlichen Helden, der den Handlungskonstrukten seiner Familie entkommen will und sich doch nach Zugehörigkeit sehnt.
Eine ausführliche Besprechung zu „Von dieser Welt“ kann man hier auf uMagazine.de lesen.
James Baldwin Von dieser Welt
dtv, 2018, 320 S., 22 Euro
Aus d. Engl. v. Miriam Mandelkow